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Neue Erkenntnisse erzeugen und sichern: Die soziale Dynamik der Experimente am LHC

Fachliche Zuordnung Theoretische Philosophie
Förderung Förderung von 2016 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 234743567
 
Das Projekt ist eines von sechs Einzelprojekten der DFG-Forschergruppe „Epistemologie des Large Hadron Collider“, die seit 2016 besteht. Wichtigstes Ziel dieser Forschergruppe ist es, die wissenschaftliche Praxis der Experimente zu untersuchen, die zzt. am Großen Hadronen-Speicherring (LHC) des europäischen Labors für Teilchenphysik CERN in Genf durchgeführt werden. Die einmalige Zusammenarbeit von Angehörigen der Physik, der Philosophie, der Geschichte und der Sozialwissenschaften im Rahmen dieser Forschergruppe ist auf die Frage gerichtet, wie Physiker und Physikerinnen in LHC-Experimenten Wissen produzieren. Das vorliegende Projekt, das diese Experimente aus der Perspektive der sozialwissenschaftlichen Wissenschaftsforschung untersucht, profitiert sehr von dieser interdisziplinären Einbettung.In den letzten Jahrzehnten haben Experimente in der Teilchenphysik dramatische Veränderungen in Richtung zunehmender Zentralisierung, Größe und Komplexität erfahren. Das vorliegende Projekt geht der These nach, dass diese Änderungen wichtige Umgestaltungen in der Arbeitsorganisation nach sich gezogen sowie einen Einfluss darauf haben, wie und unter welchen Bedingungen in der Teilchenphysik Wissen produziert wird. Vor diesem Hintergrund bearbeitet das Projekt zwei entscheidende Fragen: (1) Wie gehen Physiker und Physikerinnen beim Erzeugen neuer Ergebnisse vor, und (2) wie stellen sie sicher, dass diese Ergebnisse zuverlässig und glaubwürdig sind? Während der ersten dreijährigen Projektphase wurde untersucht, was in der Physik unter „neuen Ergebnissen“ verstanden wird und mittels welcher Strategien in der Forschung überraschende und unerwartete Ergebnisse produziert werden. Ein weiteres Interesse galt der Frage, wie Forschende individuell Glaubwürdigkeit und Anerkennung erlangen können, wenn sie in Kollaborationen mit mehr als 3000 Mitgliedern arbeiten. Die ebenfalls auf drei Jahre angelegte zweite Projektphase wird sich der Bedeutung von technischen Instrumenten und von Kreativität bei der Erzeugung neuer Erkenntnisse widmen. Weiterhin untersucht werden die Strategien, mit denen die Kollaborationen trotz des hohen Maßes an interner Spezialisierung und Arbeitsteilung kollektiv abgesicherte Resultate erzielen. Ein Bespiel einer solchen Strategie, das im Detail analysiert werden soll, ist der gemeinschaftlich organisierte interne Review-Prozess, in dem alle Ergebnisse auf ihre Neuheit und Glaubwürdigkeit überprüft werden. Zur Erreichung dieser Forschungsziele verwendet das Projektteam eine Kombination qualitativer Forschungsmethoden, vor allem qualitative Interviews und Dokumentenanalyse. Über das spezielle Ziel eines besseren Verständnisses der Experimente am LHC hinaus, verspricht dieses Projekt auch generell neue Einsichten in die Dynamik interner Prozesse und Strukturen in hochkomplexen Organisationen.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
Internationaler Bezug Österreich
Kooperationspartnerin Professorin Dr. Martina Merz
 
 

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