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Diagnose von Augenerkrankungen auf der Basis eines neuartigen funktionellen parallelen Video-Ophthalmoskops.

Fachliche Zuordnung Medizinische Physik, Biomedizinische Technik
Förderung Förderung von 2016 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 285882518
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Rahmen dieses DFG-Projektes wurde ein binokulares Video-Ophthalmoskop entwickelt und aufgebaut. Das binokulare Video-Ophthalmoskop hat folgende Eigenschaften: Aufnahme von Videosequenzen der Netzhaut beider Augen gleichzeitig - Exakte Synchronisation der Sequenzen beider Augen (besser als 1 Millisekunde) - Schmalbandige LED Beleuchtung (575 nm, FWHM 20nm) für hohe Licht-Absorption durch Blut - Minimale Beleuchtungsstärke auf der Netzhaut (ca. 30 µW/cm2) für unbegrenzte Anwendungszeit - Aufnahmen ohne Mydriatikum möglich (in klinischen Messungen mit Mydriatikum eingesetzt) - Bildrate 25 Bilder pro Sekunde - Lineare Kennlinie der Kameras zur quantitativen Auswertung der Bilder - Interne OLED-Fixations-Displays zur Stabilisierung der Fixation während der Aufnahme - Schneller und problemloser klinischer Einsatz. Im klinischen Einsatz hat sich gezeigt, dass die Messungen mit diesem Gerät sehr schnell gehen (inklusiv Justierung auf die Augen weniger als 2 Minuten) und von den Probanden und Patienten sehr gut angenommen werden. Aus den aufgenommenen Video-Sequenzen (Aufnahmedauer 10 Sekunden) kann nach Vorverarbeitung (Bildregistrierung zur Kompensation von Augenbewegungen, Trendkorrektur zur Kompensation von Helligkeitsschwankungen durch Augenbewegungen, Normierung zur Kompensation von Unterschieden in der Beleuchtungshelligkeit) der zeitliche Verlauf der herzschlagbedingten pulsatilen Blutvolumenänderungen der Netzhaut bestimmt werden. Aus diesen Pulskurven können Pulsparameter wie z.B. Amplitude, Steilheit, aber auch Zeitverschiebungen zwischen beiden Seiten abgeleitet werden. Das entwickelte Gerät wurde im Rahmen des Erlanger Glaukom-Registers bei Probanden und Glaukompatienten klinisch eingesetzt. Es wurde der Nachweis einer Korrelation der Puls-Amplitude und der Puls-Steilheit mit der Dicke der retinalen Nervenfaser-Schicht (gemessen mit einem Spectralis OCT) erbracht. Die pulsatile Absorptions-Amplitude ist in Augen mit perimetrischem Glaukom gegenüber Augen ohne Erkrankungen signifikant reduziert. Bei einem Patienten mit einer Halsschlagader Stenose wurde der Nachweis einer Zeitverschiebung der pulsatilen Signale beider Seiten um ca. 40 ms erbracht. Bisher konnten keine signifikanten Unterschiede der Pulsparameter beider Seiten bei Patienten mit Glaukom-Erkrankungen unterschiedlicher Ausprägung zwischen beiden Augen nachgewiesen werden. Dabei ist zu beachten, dass alle bisher untersuchten Glaukom-Patienten behandelt worden sind, so dass keine großen Unterschied im Intraokulardruck auftraten. Ob in einer Screening-Situation unbehandelte Glaukompatienten erkannt werden können, soll in weiteren Untersuchungen außerhalb dieses DFG-Projektes geklärt werden. Die Arbeiten erfolgten in enger Kooperation mit Partner aus Tschechien (Radim Kolar und Jan Odstrcilik, Department of Biomedical Engineering, Faculty of Electrical Engineering and Communication, Brno University of Technology, Czech Republic). Weitere Untersuchungen werden über dieses Projekt hinaus durchgeführt. Es besteht ein großes Interesse bei anderen Institutionen an einer Anwendung der entwickelten Technik auch in anderen Bereichen (z.B. exakte retinabasierte Augenbewegungsmessungen in der Optometrie, Screening-Untersuchungen zur Früherkennung von Glaukomerkrankungen und Halsschlagaderstenosen, Gehirndruckmessungen), so dass die in diesem Projekt erzielten Erfahrungen und Ergebnisse in nachfolgenden Projekten zur weiteren Anwendung kommen werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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