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Quantenmechanische Auslegung und Evaluation von Edelmetallbeschichtungen zur Vermeidung von Glasanhaftungen während eines isothermen Formgebungsprozesses

Fachliche Zuordnung Ur- und Umformtechnik, Additive Fertigungsverfahren
Thermodynamik und Kinetik sowie Eigenschaften der Phasen und Gefüge von Werkstoffen
Förderung Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 285743263
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Auf der Grundlage von ab initio- und CALPHAD-Berechnungen im System Pt-X (X=Ir, Au) wurden erstmals thermisch stabile Zusammensetzungen für den Einsatz als Schutzschicht im Präzisionsblankpressen von Gläsern vorhergesagt. Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass aufgrund der hohen thermomechanischen Belastungen in der Zielanwendung eine Erhöhung der Stabilitäten von Schutzschichten (thermisch und mechanisch) durch Zugabe von Legierungselementen erreicht werden kann. Diese Vorhersagen konnten in Stabilitäts- und Prüfstandsversuchen bestätigt werden. Als standzeitbegrenzend wurden hier Glasanhaftungen auf der Schutzschicht identifiziert, die auf Diffusion von W aus dem Substratmaterial und Cr aus der eingesetzten Haftvermittlerschicht zurückgeführt werden konnten. Infolgedessen wurden weitere ab initio-Berechnungen zur chemischen Interaktion zwischen dem Glashauptbestandteil SiO2 und verschiedenen potentiellen Legierungselementen durchgeführt. Die quantenmechanischen Vorhersagen zeigen, dass die Edelmetalle, insbesondere Pt und Ir, die Glasanhaftung unterbinden, während Cr und Cu diese begünstigen. Darauf aufbauend wurden zwei Ansätze zur Unterbindung der Diffusionsvorgänge verfolgt: (i) die Untersuchung alternativer Haftvermittler (Cr, Ni, TiAlN, CrN, TaN, TiN) und (ii) die Legierung der Pt-Ir-Schutzschichten mit X=Ag, Au, Cu, Hf, Mo zur thermodynamischen Stabilisierung. Prüfstandsversuche mit verschiedenen Haftvermittlern zeigten, dass nur bei Einsatz von TiN der thermochemische Verschleiß – die Diffusion von W, Pt und Ir aus der Schutzschicht bzw. dem Substrat – erfolgreich verhindert werden konnte Allerdings zeigen Formgebungsversuche, dass die Haftung zwischen TiN-Haftvermittlerschicht und Pt-Ir-Schutzschicht unzureichend ist und den thermomechanischen Belastungen nicht standhält. Die theoretischen und experimentellen Untersuchungen zur Stabilisierung der Pt-Ir-Schutzschichten durch Legierung mit einem weiteren Element zeigen in sehr guter Übereinstimmung, dass sich Systeme mit positiver Mischungsenthalpie wie Pt-Ir-Ag kinetisch stabilisieren lassen, während es bei Mo und Hf zur unerwünschten Bildung intermetallischer Phasen kommt. Nanoindentations-Messungen zeigen ferner in Übereinstimmung mit theoretischen Berechnungen, dass der E-Modul der Schutzschichten mit Zugabe von Legierungselementen sinkt. Die oben genannten Forschungsergebnisse belegen, dass die verständnisbasierte Standzeitverlängerung von Formgebungswerkszeugen beim Präzisionsblankpressen durch Verwendung einer Diffusionsbarriere und Legierung der Pt-Ir-Schutzschicht erreicht werden kann.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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