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Vergleichende Verbalmorphologie der Ometo-Sprachen in Südwest-Äthiopien
Antragsteller
Dr. Bernhard Köhler
Fachliche Zuordnung
Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Förderung
Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 285670681
Das Projekt befasst sich mit den sehr komplexen Verbalsystemen der ungefähr zehn bis fünfzehn Ometo-Sprachen, die in Südwest-Äthiopien gesprochen werden. Das Hauptziel ist die Erarbeitung eines elektronischen Korpus zu den Verbalmorphemen und Verbalformen dieser Sprachen, wobei die Flektion und die Derivation von Verben gleichermaßen einfließen. Die Daten für dieses Korpus werden einerseits aus bereits vorhandenen Beschreibungen von Ometo-Sprachen entnommen, andererseits werden neue Daten zu bislang wenig bekannten Sprachen während Feldforschungen in Äthiopien erhoben. Alle gefundenen Verbalmorpheme aus dem Ometo werden mit ihren Kontexten und Funktionen oder Bedeutungen in eine einheitliche Computer-Datenbank eingetragen, die Aufschlüsse darüber ermöglicht, welche Morpheme es im Ometo insgesamt gibt und welche Sprachen welche Morpheme gemeinsam haben. Im Rahmen von komparativen Analysen werden die Ometo-Sprachen anhand ihrer Verbalmorphologien in genetische Untergruppen eingeteilt. Gerade im äthiopischen Bereich mit seinen ausgeprägten Sprachkontakt-Phänomenen ist einer solchen Sprachklassifikation aufgrund von morphologischen Kriterien eine große Aussagekraft beizumessen, wohingegen in der Literatur bislang überwiegend lexikalische Vergleiche zu finden sind. Das Projekt möchte die genetischen Beziehungen zwischen den Ometo-Sprachen auf einer soliden Datengrundlage eingehend untersuchen, damit auf längerfristige Sicht alle omotischen Sprachen, zu denen das Ometo gehört, in die Vergleiche einbezogen werden können. Während die Ometo-Gruppe als sprachlich recht kohärent gilt, weichen die Strukturen anderer omotischer Sprachen teils davon ab; auch hier können die Verbalmorphologien klare Hinweise auf genetische Verwandtschaft geben. Darüber hinaus ist die Zugehörigkeit des Omotischen insgesamt sehr umstritten, vor allem mit Blick auf die kuschitischen Sprachen, aber auch hinsichtlich des afroasiatischen Sprachstamms. Zur Klärung all dieser Fragen leistet das Projekt durch die gründliche Betrachtung der Ometo-Sprachen und ihrer Verbalsysteme einen wertvollen Beitrag. Ferner werden die Verbalmorpheme der Ometo-Ursprache rekonstruiert und ihnen grammatikalische Funktionen oder Bedeutungen zugeordnet. Die im Rahmen des Projekts entstehende Computer-Datenbank ist so angelegt, dass die Angaben auch in zukünftigen Forschungen stets erweitert oder modifiziert werden können. Auch die im Feld gemachten Aufnahmen können für Studien gerade zu bislang wenig bekannten Sprachen vielfältig genutzt werden; daher wird auf die langfristige Bewahrung der Daten und Aufnahmen ein besonderer Wert gelegt. Insgesamt ist zu erwarten, dass die untersuchten Sprachen mit ihren umfangreichen und somit auch aus theoretischer Sicht aufschlussreichen Morphologien aufgrund des Projekts mehr Beachtung in der Wissenschaft bekommen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen