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Kommentierte kritische Edition deutschsprachiger Zunftordnungen für Glasmaler bis um 1800: Quellen zur Künstlersozialgeschichte aus Archiven Zentraleuropas (Bundesrepublik Deutschland, Estland, Frankreich, Lettland, Österreich, Polen, Schweiz, Tschechien)
Antragsteller
Professor Dr. Andreas Tacke
Fachliche Zuordnung
Kunstgeschichte
Förderung
Förderung von 2016 bis 2017
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 284276223
Das historisch-kritische Editionsprojekt gehört zur geisteswissenschaftlichen Grundlagenforschung. Es will erstmals die deutschsprachigen Handwerksordnungen für Glasmaler publizieren: Der Künstler im Alten Reich war, von wenigen Ausnahmen (wie Hofkünstler) abgesehen, zunftgebundener Handwerker. Das heißt, vom Eintritt in die Lehre über die mehrjährige Gesellen- und Wanderzeit, die anschließende Meisterprüfung, die Eheschließung bis hin zur Gründung und Führung einer eigenen Werkstatt, dem Ankauf der Arbeitsmaterialien und letztendlich dem Verkauf der Kunstwerke selbst, wurde alles von der Zunft geregelt. Dieses Regelwerk wurde in Zunftordnungen festgehalten und soll hier erstmals für die Berufsgruppe der Glasmaler aus den Archivbeständen von Ländern Mitteleuropas ediert werden.Das Corpus Vitrearum Medii Aevi (CVMA), an dem derzeit zwölf europäische Länder beteiligt sind, fokussiert vornehmlich auf den erhaltenen bzw. durch Bildmedien verbürgten Bestand an Glasmalerei, so dass das in unserem Projekt zu bearbeitende Archivmaterial nur sporadisch konsultiert wurde. Erfasst würde es auch für die internationale Glasmalereiforschung eine empfindliche Lücke schließen helfen.Das beantragte Forschungsvorhaben erweitert drei bald abgeschlossene und noch nicht publizierte Editionsprojekte (BKM, DFG, ERC), welche die deutschsprachigen Ordnungen für Bildende Künstler (Maler) des Alten Reichs mit einem Gesamtumfang von ca. 7.000 Seiten erfassten. Bei diesen Projekten nicht beantragt waren die Glasmaler, die (wie sich in den zurückliegenden Jahren herausstellte) zum Teil verwandte aber selbstständige Ordnungen bzw. Artikel erhielten.Sie sollen nun in einem eigenen, wenn auch von der Laufzeit reduzierten Einzelprojekt abschließend bearbeitet werden. Die Kürze der Projektlaufzeit ergibt sich aus der Tatsache, dass von den eingearbeiteten Mitarbeiterinnen zwei übernommen werden könnten sowie durch die Weiterverwendung einer eingespielten Datenbank (FuD). Des Weiteren wurde der Quellenbestand für die Glasmaler in den letzten Jahren so erfasst, dass mit der Bearbeitung sofort begonnen werden könnte: Zum Teil liegen die digitalen Quellen aus den Archiven bereits vor bzw. sind die genauen Bestandangaben vorhanden, so dass sie umgehend bestellt werden könnten.Die Synergieeffekte sind aber auch inhaltlicher Natur, da wir nunmehr über eine große Erfahrung in der Erfassung und Kontextualisierung von Handwerksquellen aus sehr unterschiedlichen Kulturräumen verfügen. Die Standards der formalen, aber vor allem der inhaltlichen Erfassung und Durchdringung haben sich hinreichend bewährt, so dass das beantragte Projekt mit einer verkürzten (statt der sonst üblichen dreijährigen) Laufzeit zum erfolgreichen Abschluss gebracht werden könnte.Damit kann erstmals für das Alte Reich auf eine Sammlung von Quellen zurückgegriffen werden, die die Ausbildung von Glasmalern in Zünften bzw. das Führen von Glasmalereiwerkstätten des deutschsprachigen Raumes regelten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen