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Die langfristigen Konsequenzen von konfliktbezogener sexueller Gewalt auf das Sozialkapital

Antragsteller Dr. Carlo Koos
Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 282722353
 
In den letzten Jahren wurde dem Thema "Sexuelle Gewalt in bewaffneten Konflikten" (conflict-related sexual violence, CRSV) zunehmend internationale Aufmerksamkeit gewidmet. Ein Beispiel dafür ist der Global Summit to End Sexual Violence in Conflict in London im Juni 2014. Obwohl die internationale Politik betont, dass CRSV das Leben des Betroffenen und das Zusammenleben in Gemeinschaften zerstört, beschäftigt sich die empirische Sozialforschung vorwiegend mit der Identifikation der Ursachen von CRSV während die Erforschung der sozialen Konsequenzen bislang weitgehend vernachlässigt wurde. Das hier vorliegende Projekt befasst sich mit gerade dieser Forschungslücke und stellt die folgenden Forschungsfragen: Welche langfristigen Konsequenzen hat CRSV sowohl für Einzelpersonen als auch Gemeinschaften? Wie wirkt sich CRSV auf interpersonelles Vertrauen und gemeinschaftliches Engagement - kurz Sozialkapital aus? Welche anderen Faktoren wirken auf die Zusammenhänge zwischen CRSV und dem Sozialkapital? Im Rahmen des Projektes wird ein theoretisches Modell entwickelt, dass sich vor allem mit der Beziehung zwischen CRSV und dem Sozialkapital befasst. In Anlehnung an die existierende Literatur (z.B. Kelly et al. 2011) wird davon ausgegangen, dass CRSV tiefgreifende, traumatische Auswirkungen auf interpersonelle Beziehungen und das Gemeinschaftsleben und damit negative Effekte auf das Sozialkapital hat. Aufbauend auf dieser Kernhypothese werden alternative Hypothesen untersucht, die beispielsweise die spezifischen Umstände von CRSV, die Auswirkungen der Integrationsfähigkeit der Gemeinschaft sowie weitere gesellschaftliche Dynamiken und Versöhnungsprozesse (Buckley-Zistel 2013a) mit einbeziehen. Auf diese Weise untersucht das Projekt Ansätze, die den betroffenen Menschen und Gemeinschaften unter Umständen ermöglichen können Sozialkapital wieder aufzubauen. Die empirische Untersuchung der Arbeitshypothesen erfolgt durch ein vergleichendes mixed-method Design. Darin werden qualitative Feldforschung und eine repräsentative Meinungsumfrage (n=1.000) in Burundi durchgeführt. Burundi wurde als Fall ausgewählt, weil im dortigen Bürgerkrieg (1993-2005) mit etwa 200.000 Toten CRSV in großem Umfang verübt wurde (Watt 2008; Uvin 2008). Im Rahmen der quantitativen Meinungsumfrage werden neben weiteren Einflussfaktoren vor allem persönliche Erfahrungen mit CRSV sowie verschiedene Aspekte des Sozialkapitals erhoben und analysiert. Um die Validität der quantitativen Analyse zu erhöhen werden ergänzend qualitative Methoden, insbesondere semi-strukturierte Interviews und Fokusgruppendiskussionen, angewandt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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