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Medien, Stereotype und Islam: Zur Rezeption und Wirkung stereotyper Islam-Berichterstattung durch Muslime in Deutschland

Antragsteller Professor Dr. Hans-Bernd Brosius, seit 11/2018
Fachliche Zuordnung Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Förderung Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 280325936
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die bisherige Forschung zeigt, dass Muslime in den Medien immer wieder aufgegriffen und dabei häufig mit negativ konnotierten Themen in Verbindung gebracht werden. Zusätzlich zeigen Umfragen, dass durchaus islamophobe Einstellungen gegenüber dieser Gruppe existieren. Dennoch werden muslimische Bürgerinnen und Bürger selten von kommunikationswissenschaftlichen Studien in den Blick genommen, weshalb insbesondere die Auswirkungen der Massenmedien unbekannt sind. Das vorliegende Projekt „Medien, Stereotype und Islam“ versucht deshalb jene Forschungslücke zu reduzieren. Im ersten Schritt untersucht das das vorliegende Projekt umfassend die aktuelle Darstellung der Muslime in deutschen Zeitungen und belegt dabei Assoziationen mit negativen Themen. Im nächsten Schritt konzentriert sich das Projekt auf die Ursachen der Mediennutzung und Medienwahrnehmungen und beleuchtet gleichzeitig ihre Auswirkungen. Hinsichtlich der Ursachen der Mediennutzung untersucht das Projekt einmalig die Auswirkungen der impliziten Einstellungen gegenüber Deutschland auf die Auswahl deutscher im Gegensatz zu ausländischen Medien. Gleichzeitig wird deutlich, dass die Präferenz dieser Nachrichtenwahl demokratisches Verhalten begünstigt. Es ist bekannt, dass Muslime ein geringeres Partizipationsniveau als die Gesamtbevölkerung aufweisen. Die Ursachen sind bisher jedoch kaum beleuchtet worden. Das Projekt zeigt hierbei erstmalig, dass die Selektion von deutschen Nachrichten demokratisches Wahlverhalten begünstigt. So stimmten vor allem Bürgerinnen und Bürger, die deutsche Nachrichten präferierten, eher gegen eine Verfassungsänderung in der Türkei und hielten somit an demokratischen Strukturen fest. Bezüglich der Ursachen der Medienwahrnehmung wird die Rolle fundamentalistischer Einstellungen deutlich. Personen mit fundamentalistischen Einstellungen nahmen negative Berichterstattung besonders verzerrt war. Die Auswirkungen dieser Wahrnehmung werden deutlich, wenn Medienwirkungsannahmen in den Blick genommen werden. Interessanterweise glauben Muslime, dass nicht die positive, sondern die negative Berichterstattung über Muslime die Gesamtbevölkerung beeinflusst. Neben diesen Befunden, die eher der politischen Kommunikation sowie Mediennutzungs- und Medienwirkungsforschung zuzuordnen sind, wurde eine Studie der Gesundheitskommunikation durchgeführt, da vor allem die türkische Minderheit neben politischen Partizipationsdefiziten auch ein schlechteres Gesundheitsverhalten vorweist. Dabei kann die Studie zeigen, dass türkische Migranten einem Mediziner aus ihrer Community eine höhere Glaubwürdigkeit zusprachen als einem deutschen Arzt. Das Projekt hat dementsprechend versucht Forschungslücken hinsichtlich einer schwer erreichbaren Gruppe, die jedoch relativ hohe mediale Aufmerksamkeit genießt, zu reduzieren. Dabei wurden weitere Forschungslücken aufgedeckt, die in den jeweiligen Zeitschriftenartikeln diskutiert werden und deren Untersuchung zukünftigen Arbeiten überlassen wird.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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