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Sprachliche und nicht-sprachliche Kontrollkonfigurationen in der Handlungsteuerung - zur Konfiguration des kognitiven Systems für aktuelle und zukünftige Aufgabenbearbeitung
Antragstellerin
Professorin Dr. Miriam Gade
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung
Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 277709923
Kognitive Kontrollprozesse stellen zielorientiertes Handeln sicher. In Modellen kognitiver Kontrolle wird zwischen automatischen und kontrollierten Prozessen unterschieden. Diese beiden Prozesse unterscheiden sich im Ausmaß der Verwendung von Sprache sowie assoziativer Lernmechanismen. Dieses Projekt untersucht verbale und nicht-verbale Kontrollkonfigurationen, die, so die Annahme zu differentiellem Lernen und Expertise führen. Verbale Kontrollkonfigurationen sind durch Prozesse wie Selbstinstruktion und abstrakte, symbolische Repräsentationen gekennzeichnet und basieren auf der Verwendung von Sprache. Nicht-verbale Kontrollkonfigurationen basieren auf episodischem Gedächtnis und früher Gelerntem. Die Anpassung von Kontrollprozessen an aktuelle Bedingungen wurde mit dem Aufgabenwechselparadigma untersucht. Im Aufgabenwechselparadigma müssen Teilnehmende mindestens zwei Aufgaben in zufälliger Reihenfolge bearbeiten und zwischen ihnen wechseln. Wir schlagen vier Experimentalserien vor, die die Charakteristiken und auslösenden Bedingungen für verbale und nicht-verbale Kontrollkonfigurationen untersuchen. In der ersten Serie wird die Frage untersucht, wie die beiden Kontrollkonfigurationen selektiert und implementiert werden. Hierzu verwenden wir das Aufgabenwechselparadigma mit Hinweisreizen. In diesen Experimenten untersuchen wir den Einfluss von Faktoren wie Aufgabe, Hinweisreiz und Stimuli auf die Wahl einer Kontrollkonfiguration. Zusätzlich interessiert uns das Lernen in den unterschiedlichen Kontrollkonfigurationen und die resultierende Expertise. So erwarten wir, dass verbale Kontrollkonfigurationen zu schnellerem Lernen führen, aber mit weniger Flexibilität einhergehen. Nicht-verbale Kontrollkonfigurationen werden langsamer gelernt, zeigen aber schnellere Anpassung an neue Situationen. In einer zweiten Reihe von Experimenten interessieren wir uns für die neuronalen Merkmale der beiden Kontrollkonfigurationen und verwenden event-related potentials (ERPs). Auch interessieren wir uns für den Einfluss der semantischen Beziehung zwischen Hinweisreiz und Aufgabe. In Serie 3 messen wir die Intelligenz, Arbeitsgedächtniskapazität und die Verwendung von selbst-bezogener Sprache und ihren Einfluss auf die Wahl von verbalen oder nicht-verbalen Kontrollkonfigurationen. Hierzu verwenden wir verschiedene Aufgaben (z.B. Stroop oder Flanker). In der vierten Experimentalreihe interessieren wir uns für die Dominanz von Kontrollkonfigurationen wie sie durch Training hervorgebracht werden kann. Hierzu untersuchen wir bilinguale und monolinguale Teilnehmende. Wir erwarten, dass Notwendigkeit zwischen zwei Sprache zu selektieren dazu führt, dass bilinguale sich dauerhaft verbale Kontrollkonfigurationen verwenden. Dies führt zu einer reduzierten Flexibilität in der Wahl der Kontrollsettings. Zusammengefasst kann gesagt werden, dass wir vier Experimentalserien vorschlagen, die zu einem besseren Verständnis der Flexibilität des kognitiven Systems beitragen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Israel
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Marko Paelecke, Ph.D.; Dr. Andrea M. Philipp; Professorin Dr. Anat Prior; Professor Dr. Marco Steinhauser