Wenn Religionen miteinander sprechen: Der interreligiöse Dialog und die globale Norm der Religionsfreiheit
Empirische Sozialforschung
Religionswissenschaft und Judaistik
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Ziel des Projekts war die Beantwortung der Frage, ob - und falls ja, wie und unter welchen Bedingungen - interreligiöse Dialoge zwischen Vertretern von Weltreligionen zur Verständigung über die Auslegung der Norm der Religionsfreiheit beitragen. Der Schwerpunkt der empirischen Untersuchung lag auf der Erforschung von interreligiösen Dialoginitiativen auf der transnationalen Ebene mit einem besonderen Fokus auf christlich-muslimische Dialoge. Die im Projekt durchgeführten theoriegeleiteten und empirisch-vergleichenden Studien konzentrierten sich auf vier bedeutende interreligiöse Dialoginitiativen (Religions for Peace, International Association for Religious Freedom, A Common Word, und United Nations Alliance of Civilizations). Das Projekt erweitert die IB-Normenforschung nicht nur um ein neues empirisches Forschungsfeld, sondern stellt ein auf diskurstheoretischen und religionswissenschaftlichen Ansätzen basierendes Dialogkonzept bereit. Dieses erlaubt eine besonders differenzierte Betrachtung des interreligiösen Gesprächs und der Kontestation der Norm der Religionsfreiheit. Die Studie beinhaltet eine historische und völkerrechtliche Beschreibung der Entwicklung und Ausgestaltung der globalen Norm der Religionsfreiheit. Das Forschungsprojekt richtete den Blick auf das mögliche friedens-stiftende Potenzial von religiösen Akteuren, ohne dabei die möglichen Grenzen interreligiöser Dialoge auszusparen. Das Projekt konnte keinen normadversen Effekt des interreligiösen Dialogs feststellen, zudem sind die Wirkungen der diskursiven Auseinandersetzungen insgesamt auch innerhalb der Dialoginitiativen unter den Bedingungen zunehmender Abschottungstendenzen in modernen Gesellschaften begrenzt. Die Grenzen dieser Verständigungen sind darin begründet, dass sich erstens vornehmlich religiöse Akteure (mit Ausnahme der UNAOC) in den Initiativen austauschen, dass der Dialog zweitens ein voraussetzungsvolles Instrument ist, welches darauf angewiesen ist, dass seine Teilnehmer*Innen Ambivalenzen und Unterschiedlichkeit aushalten können und schließlich drittens, extreme, fundamentalistische oder dogmatische Positionen qua dialogischem Modus der Begegnung ausgeschlossen sind. Dieser dialogische Modus setzt nämlich den gegenseitigen Respekt, die Offenheit, Reziprozität und Fairness des Gespräches voraus. Bei drei von vier Dialoginitiativen nahmen die Intensität und Tiefe der Institutionalisierung des Dialogs über Zeit ab. Damit verbunden war auch, dass die Dokumentation des interreligiösen Gesprächs in diesen Initiativen abnahm. Bei den mit Vertreter*Innen der Dialoginitiativen geführten Interviews musste berücksichtigt werden, dass teils sensiblen religiösen Positionierungen individueller Dialogteilnehmer-/innen eine relative Schutzbedürftigkeit erforderten. Die Positionen, die einzelne Individuen im interreligiösen Gespräch einnahmen, wurden in den Interviews nicht immer klar identifiziert oder benannt. Dies hatte zur Folge, dass sich die empirische Arbeit des Projektes sehr stark auf eine Dokumentenanalyse konzentrierte. Der Zugang zur den Dokumenten einzelner Dialoginitiativen war insgesamt zwar gegeben. In Einzelfällen war der Zugang auch nur über Umwege möglich bzw. durch die nicht vorhandene Dokumentierung seitens der Initiativen schwierig.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2017): Norm Contestation in Transnational Interreligious Dialogue: Freedom of Religion and Belief. ‘Fünfte Offene Sektionstagung’ der Sektion ‘Internationale Beziehungen’ der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft (DVPW), 04.10.-06.10.2017, Universität Bremen
Breitmeier, Helmut/ Drubel, Julia/ Finke, Christopher
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(2018): Die Normkontestation der Religions- und Weltanschauungsfreiheit: Verständigungspotenziale interreligiöser Dialoginitiativen. In: Müller, Stefan/ Sander, Wolfgang (Hrsg.), Bildung in der postsäkularen Gesellschaft. Weinheim: Beltz Juventa, 123-142
Breitmeier, Helmut/ Drubel, Julia/ Finke, Christopher
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(2018): Die Religions- und Weltanschauungsfreiheit als Gegenstand des interreligiösen Dialogs: Beiträge zur Verwirklichung einer umstrittenen Norm? Jahrestagung des DVPW Arbeitskreises „Politik und Religion“; 22.03.- 24.03.2018, Katholische Akademie Berlin
Breitmeier, Helmut/ Drubel, Julia/ Finke, Christopher
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(2018): Religious Freedom: The Contribution of Interreligious Dialogue Initiatives to a Cornerstone of Modern Democratic Societies. ECPR General Conference 2018; 22.08.-25.08.2018, Universität Hamburg
Breitmeier, Helmut/ Drubel, Julia/ Finke, Christopher