Detailseite
UNETICE NORTH: Spätneolithisch-frühbronzezeitliche Entwicklungen im südwestbaltischen Raum (2500-1500 v.Chr.): Warum entstehen Machtstrukturen vom Typ Bruszczewo-Leki Male?
Antragsteller
Professor Dr. Johannes Müller
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung von 2015 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 277223019
Die soziale Entwicklung der nördlichen Aunjetitzer Kultur im südwestlichen Ostseeraum (von Holstein bis nach Großpolen) weisst eine außergewöhnliche Agglomeration von Machtstrukturen auf. Die Ursachen dieses Prozesses sind nach wie vor unklar, besonders, was die Wurzeln der frühbronzezeitlichen Gesellschaften vor dem Hintergrund des Spätneolithikums mit z.B. Schurkeramik und Glockenbechern betrifft. Unsere polnisch-deutschen Forschungen zur frühbronzezeitlichen befestigten Siedlung Bruszczewo (Region Koscian in Großpolen) haben gezeigt, dass tatsächlich besonders stabile und innovative Aunjetitzer Machtstrukturen, die wir als Bruszczewo-Leki Male Typ bezeichnen, über Jahrhunderte existierten. Aber vergleichbar zum übrigen südwestbaltischen Raum, ist es auch hier bisher unmöglich, Ursprünge und Beziehungen zu den vorhergehenden sozio-kulturellen Phänomenen zu klären. Unser Projekt beinhaltet primär zwei miteinander verbundene Ziele. Erstens sollen Charakter und Rolle der spätneolithischen Gesellschaften für die Konstruktion der Aunjetitzer Identitäten im südwestbaltischen Raum geklärt werden (Makroebene). Zweitens soll erarbeitet werden, auf welche Weise diese Rollen in der Aunjetitzer Koscian-Gruppe der wirkten (Mikroebene). Während allerdings intensive Forschungen in Bruszczewo stattfanden, sind intensivierte Untersuchungen des Leki Male Friedhofs (Fundanalysen) und der direkten Umgebung sinnvoll, um die Machtstrukturen vom Typ Bruszczewo-Leki Male zu erklären. Methodisch wollen wir Studien zur materiellen Kultur, zu den Ökonomien und zum sozialen Raum, dazu aber auch zur Umweltentwicklung durchführen. Das Projekt besteht aus fünf Modulen, darunter vier in direkter Perspektive zum gesamten südwestbaltischen Raum: (1) Vergleiche der archäobotanischen Informationen und der geoarchäologischen Archive, (2) siedlungsarchäologische Studien zum sozialen Raum: Vergleiche zur sozialen Raumorganisation und der Wirtschaftsentwicklung (3) Spätneolithikum: typochronologische und räumliche Analysen von Schnurkeramik, Glockenbechern und spätneolithischen Dolch-Inventaren, (4) Frühbronzezeit: typochronologische und räumliche Analysen für einen strukturellen Vergleich ausgewählter Regionen von Ostholstein bis Kujawien, inklusive der Koscian-Region. Das fünfte Modul wird sich mit dem besonderen Fall der Aunjetitzer Koscian auseinandersetzen. Das Projekt und seine Module werden vom deutsch-polnischen Team realisiert, das bereits jetzt auf eine 16-jährige Geschichte effektiver Kooperation im Rahmen dreier ehemaliger wissenschaftlicher Projekte zurückblickt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Polen
Mitverantwortlich
Professor Dr. Janusz Czebreszuk