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MoHi: Motivierte Geschichte: Repräsentationen der Geschichte von Gruppen als Funktion gegenwärtiger Motivationen

Antragsteller Professor Dr. Immo Fritsche, seit 3/2019
Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 277137575
 
Repräsentationen der Geschichte von Gruppen sind aktuellen Bedürfnissen unterworfen und demnach flexibel und selektiv. Das Projekt will diese motivationalen Dynamiken aufdecken und prüft eine Multimotiv-Perspektive auf die nationale Geschichte in Polen und Deutschland, wobei Motivationen sowohl auf individueller als auch kollektiver Ebene betrachtet werden. Ziel ist es, den spezifischen Einfluss der psychologischen Bedürfnisse nach Kontrolle und nach moralischer Akzeptanz auf die Wahrnehmung der Eigengruppe in der Geschichte zu betrachten (als Täter, Opfer, passive Bystander oder heroische Helfer). Auch soll geprüft werden, ob agentische oder moralische Darstellungen der Eigengruppengeschichte die genannten psychologischen Bedürfnisse befriedigen können. In 22 Studien werden Bedürfnisse nach Kontrolle oder moralischer Akzeptanz induziert und die dadurch ausgelösten Änderungen in der Wahrnehmung der Eigengruppengeschichte (persönliche Darstellungen von Geschichte, wahrgenommene Kontinuität von Eigen- und Fremdgruppen usw.) und in der Akzeptanz historischer Rollen untersucht. Umgekehrt soll auch die Wirkung erinnerter Episoden aus der kollektiven Vergangenheit auf die Befriedigung gegenwärtiger Bedürfnisse geprüft werden. Die Wahrnehmung kollektiver Kontinuität und die Wahrnehmung kollektiver Homogenität werden als mögliche Mediatoren der beschriebenen Effekte ebenfalls zum Gegenstand der Untersuchung. Die Ergebnisse sollen zum Verständnis intergruppaler Versöhnungsprozesse nach historischem Unrecht beitragen. Der dominante Ansatz in diesem Forschungsbereich (Nadler & Shnabel, 2008) konzentrierte sich bislang auf die Bedrohung psychologischer Bedürfnisse, die von historischen Rollen ausgehen. Im Gegensatz dazu betrachten wir spezifische Repräsentationen von Geschichte als Reaktionen auf gegenwärtige Bedrohungen von Kontrolle oder Moralität und untersuchen die motivationalen Grundlagen präferierter Geschichtsbilder inner- und außerhalb des Versöhnungskontexts. Die gründliche Analyse dieser Prozesse soll dabei helfen, die Theoriebildung zu motivierter kollektiver Kognition und intergruppalen Konflikten voranzubringen. Die Befunde können ebenfalls helfen, Curricula und Ausstellungen zur Aufarbeitung historischer Ereignisse zu entwickeln, und Entscheidern das Verständnis der motivationalen Grundlagen unterschiedlicher Geschichtsbilder erleichtern. Dies sollte die geschichtlichen Bildung in Polen und Deutschland verbessern.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Polen
Mitverantwortlich Professor Dr. Michal Bilewicz
Ehemaliger Antragsteller Dr. Markus Barth, bis 2/2019
 
 

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