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Gravitationszentren autoritärer Herrschaft: eine vergleichende Perspektive auf Förderung und Diffusion autoritärer Herrschaft

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 276653410
 
Die Widerstandsfähigkeit von Autokratien und das in den letzten Jahren aufgekommene Modell illiberal-kapitalistischer Autokratien (China, Russland) führten zu einer stärkeren wissenschaftlichen Beschäftigung mit den Gründen für die Dauerhaftigkeit dieser Regime. Die Literatur fokussiert indes überwiegend die innenpolitische und vernachlässigt dabei die internationale Dimension, obwohl Autokratien sich nicht nur der globalen Verbreitung der Demokratie widersetzen, sondern auch ihre eigenen Aktivitäten zur Verbreitung autoritärer Elemente in ihrem regionalen Umfeld entwickeln. Außenpolitik hat insofern als Instrument der autoritären Herrschaftskonsolidierung an Relevanz gewonnen. Dennoch bedarf dieses Feld genauerer Erforschung, um die Verbreitung bzw. Diffusion von institutionellen Elementen, Politikfeldern, Regeln, Werten und Einstellungen durch Autokratien zu erfassen.In diesem Projekt wird argumentiert, dass die aktive Verbreitung von Autokratien (intendiert, akteurszentriert) sowie deren Diffusion (unintendiert, neutrale Übertragung) autoritären Gravitationszentren zuzuschreiben ist. Diese definieren wir als Regime, die Anziehung und Ansteckungskraft auf ihr regionales Umfeld ausüben. Die Forschungsfrage ist dabei: Welche Elemente werden aufgezwungen, diffundiert und übertragen, in welcher Art, Intensität und Effektivität? Welche Mechanismen zwischen dem Gravitationszentrum und den Nachbarn finden statt? Das Projekt verfolgt drei Ziele: (1) Lieferung eines konzeptionellen Ansatzes zum Verständnis der internationalen Dimension von Autokratien und der Verbreitung autoritärer Elemente; (2) Identifikation der Quellen, Elemente und Adressaten von Autokratieförderung und -diffusion und das Nachzeichnen der Einflusswege auf der Basis eines eigens entwickelten analytischen Modells; (3) Anwendung des Modells in einer empirischen Analyse.Das Forschungsdesign basiert auf einem Most Different Cases Design, das drei Gravitationszentren in drei Regionen (mit variierenden Regimetypen) umfasst. Die drei Zentren, Saudi-Arabien, Venezuela, Kasachstan, eint die gemeinsame abhängige Variable, nämlich die regionale Verankerung der Autokratieförderung. Der interregionale Vergleich fokussiert die Einfluss- und Diffusionswege gegenüber der Nachbarschaft. Der Untersuchungszeitraum der qualitativen Analyse umfasst die Jahre 2001 bis 2014.Das Projekt liefert einen konzeptionellen und empirischen Beitrag im Bereich der unterforschten internationalen Dimension von Autokratien sowie Erkenntnisse über die Verbreitungsmechanismen von Autokratien. Die räumliche Kategorie von Gravitationszentren in einem regionalen Kontext impliziert einen Mehrwert, um die Dynamiken der Autokratisierung zu erklären, verglichen mit bis dato vor allem bilateralen Perspektiven. Eine mögliche Verbindung zu künftigen Studien ergibt sich bei der Frage nach Konvergenzprozessen, da unser Projekt Erkenntnisse über Konvergenz in der Nachbarschaft autoritärer Gravitationszentren verspricht.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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