Diversität und Evolution polnischer Süßwasser-Dinoflagellaten

• Antragsteller: Professor Dr. Marc Gottschling
• Fachliche Zuordnung: Evolution und Systematik der Pflanzen und Pilze
• Förderung: Förderung von 2015 bis 2020
• Projektkennung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 276300610

Die Verlässlichkeit wissenschaftlicher Namen ist die Grundvoraussetzung für die korrekte Bestimmungen und damit jegliche Anwendung biologischer Arten. Mikroskopisch kleine, einzellige Organismen sind besonders taxonomischen Unklarheiten unterworfen, häufig ist entsprechendes Typusmaterial schlecht erhalten oder schlicht nicht vorhanden. In der letzten Zeit haben sich molekulare Methoden zu wichtigen Werkzeugen in der Taxonomie entwickelt. Eine ökologisch und ökonomisch wichtige Planktongruppe sind die einzelligen Dinoflagellaten, die Untersuchungsgegenstand dieses Antrags sind. Bei der Revision wissenschaftlicher Namen sind wir auf ca 40 derzeit unzureichend bekannte Arten gestoßen, die aus Süßwasserhabitaten in Polen beschrieben wurden. Das Land mit seinen mehr als 10,000 Seen, die zumeist nach der Eiszeit entstanden sind, ist ein außergewöhnlich interessantes Studiengebiet bezüglich der Diversifizierung aquatischer Organismen. Wir planen, lebendes Material an den jeweiligen Typuslokalitäten zu sammeln und daraus Kulturen zur Nachuntersuchung anzuziehen. Morphologische Untersuchungen (Licht- und Elektronenmikroskopie) werden die polnischen Arten umschreiben und Grundlage zur Rekonstruktion von Merkmalsevolution sein. Phylogenetische Verwandtschaftsverhältnisse werden mit Hilfe von rRNA Sequenzen und anderer Loci ermittelt. Wir werden untersuchen, ob die Dinoflagellaten in Europa weit verbreitet sind oder als Endemiten begrenzte Besiedlungsareale (wie isolierte Seen es sind) haben. Die Zusammensetzung von Dinoflagellaten-Gesellschaften mag sich einerseits aus jüngeren Radiationen nach einer Umstellung von marinen auf Süßwasser-Habitate ergeben als auch andererseits aus der Süßwasseranpassung vor dem Pleistozän mit anschließender wiederholter Ausbreitung zu den heutigen Verbreitungsgebieten. Zeitliche Abschätzung von Divergenzereignissen werden Ursprung und Diversifizierung zentraleuropäischer Süßwasser-Dinoflagellaten zusätzlich erhellen. Wir werden uns an der dauerhaften Dokumentation zur molekularen und morphologischen Diversität von Dinoflagellaten in öffentlichen Datenbanken und Sammlungen beteiligen.

• DFG-Verfahren: Sachbeihilfen