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Der Staatsbildungskrieg vor Ort. Der Dreißigjährige Krieg in der Oberpfalz
Antragstellerin
Professorin Dr. Birgit Emich
Fachliche Zuordnung
Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung
Förderung von 2015 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 275317343
Die Bedeutung des Krieges für die Entstehung des modernen Staates wurde in der Forschung lange Zeit vornehmlich auf der Makro-Ebene von Steuerwesen und Verfassung diskutiert. Dieser Makro-Ebene stellt die neuere Staatsbildungsforschung zunehmend ein statebuilding from below (André Holenstein) zur Seite, das die Aushandlungsprozesse von Herrschaft auf lokaler Ebene in den Blick nimmt und nach deren staatsbildenden Effekten fragt. Beschränkten sich diese Untersuchungen bislang auf nichtkriegerische Zeiten, möchte das vorliegende Projekt das Konzept auch für Kriegsphasen fruchtbar machen und den Dreißigjährigen Krieg als Staatsbildungskrieg vor Ort untersuchen. Am Beispiel der Oberpfalz sollen anhand lokaler Herrschaftspraktiken administrative Kriegsbewältigungsstrategien rekonstruiert und nach ihren Wirkungen befragt werden: Waren sie lediglich geeignet, Akzeptanz für besondere Kriegsbelastungen wie Einquartierungen oder Kontributionen zu generieren, oder führten sie über den unmittelbaren Kriegszusammenhang hinaus zu einem dauerhaften Wandel im Umgang zwischen Obrigkeit und Untertanen? Dieser Frage will das Projekt in einer praxeologischen Perspektive nachgehen. Dabei sind herrschaftliche Amtsträger, aber auch Untertanen als Akteure zu fokussieren, deren administrative Praktiken einen Wandel der Verwaltungskultur im Krieg erkennbar werden lassen. Aufbauend auf diese Befunde wird zu klären sein, ob der Dreißigjährige Krieg auf lokaler Ebene die Voraussetzungen schuf, auf denen die beschleunigten Staatsbildungsprozesse des späteren 17. und 18. Jahrhunderts aufruhten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen