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Geplantes Erbe: Gustavo Giovannonis und Theodor Fischers Stadtplanungen für historische Stadtbereiche der Jahre 1889 bis 1929

Antragstellerin Dr.-Ing. Carmen Maria Enss
Fachliche Zuordnung Architektur, Bau- und Konstruktionsgeschichte, Bauforschung, Ressourcenökonomie im Bauwesen
Förderung Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 274897226
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Nach Analyse seiner theoretischen Texte und wichtigsten Planungsprojekte für innerstädtische Gebiete sowie zeitgleicher Planungen und Texte aus Deutschland und der von Europa und Amerika ausgehenden internationalen Städtebaudebatte deutet alles darauf hin, dass Gustavo Giovannoni als Begründer der modernen städtebaulichen Denkmalpflege war. Wie seine Schriften belegen, griff er die internationale Debatte in beiden Feldern – Städtebau und Denkmalpflege – auf, suchte sie theoretisch und praktisch zu synthetisieren und vertrat das Feld städtebaulicher Denkmalpflege auf internationalen Bühnen, sowohl beim Kongress der International Foundation of Housing and Town Planning (IFHTP) 1929 in Rom als auch 1931 bei der internationalen Konferenz des Völkerbundes in Athen. Durch Pionierleistungen im Bereich der Planung in historischer Umgebung sowie sein Geschick in der Hochschul-, Kultur- und Planungspolitik hatten Gustavo Giovannonis Ideen im ersten Jahrzehnt nach dem Ersten Weltkrieg einen erheblichen Einfluss auf die italienische Baukultur und eine große Schülerschaft an Architekten. Über diese Personen wirkten seine Ansätze zur Planung in Altstadtbereichen über den Zweiten Weltkrieg hinweg bis in die Phase der Hochkonjunktur für Denkmalpflege hinein, die aus deutscher Perspektive bisher als der eigentliche Beginn moderner städtebaulicher Denkmalpflege angesehen wurde. Giovannonis Durchbruch und sein denkmalpolitisch programmatisches Schlüsselprojekt ist die Planung an der Via dei Coronari in Rom, für die er ab 1911 die Expertenkommission leitete und aus der heraus er die Methode des diradamento edilizio, einer denkmalgeleiteten Stadtsanierung, entwickelte. Die Planung wurde später in großen Teilen umgesetzt und ist bis heute erkennbar. Giovannoni kam später in seinen Schriften vielfach auf dieses Projekt zurück. Die drei wichtigsten Stadtumbauplanungen, die unter Mitwirkung und Protektion Giovannonis entstanden, betrafen ab 1928 die Altstädte in Bergamo, Siena und Bari. Ihnen ist gemein, dass diese Bereiche, anders als viele historische Zentren, keine grundlegenden strukturellen Veränderungen durch die Citybildung erfuhren. Hier wurden jedoch gezielt einzelne Vorder- und zahlreiche Rückgebäude abgebrochen, um bessere stadthygienische Verhältnisse zu schaffen und damit die Wohn- und Nutzungsqualität für Baudenkmäler und andere bedeutende historische Bauten zu verbessern. Innerhalb des CIAM-Diskurses etablierte sich nach dem Zweiten Weltkrieg die Funktion der Altstadt ("the heart of the city“) als fünfte Säule funktionalen Städtebaus. Wie die Wahl des CIAM-Tagungsortes, die auf Bergamo fiel, zeigte, wurde Altstadtproduktion zum Teil moderner städtebaulicher Entwicklung. Bergamo war eines der Musterplanungsbeispiele, die Giovannoni für seinx diradamento edilizio anführte. Während Städte wie Bergamo oder Bari nach dem Zweiten Weltkrieg kontinuierlich weiter im Sinne des diradamento edilizio saniert wurden, wurde dieses Vorgehen im Vorfeld des europäischen Denkmalschutzjahres 1975 auch nördlich der Alpen entdeckt und aufgegriffen. Stadt und Landschaft kuratiert. Denkmalpflege und Städtebau in Bergamo und an der Amalfiküste, in: uni.vers. Forschung. Das Magazin der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Mai 2018, S. 32–35 (C. M. Enss)

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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