Die spätbronzezeitliche Siedlung Saridschar (Tadschikistan)
Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Mit den durchgeführten Ausgrabungen in Saridžar gelang es erstmals für Südtadžikistan fundierte Kenntnisse zur Struktur spätbronzezeitlicher Siedlungen zu gewinnen. Weiterhin wurde die archäologische Kulturentwicklung präziser gefasst. So kann inzwischen ausgeschlossen werden, dass zwischen der spätbronzezeitlichen Siedlung von Saridžar und der bisher auch als spätbronzezeitlich angesehenen Vachš-Kultur irgendein Zusammenhang besteht. Die Vachš-Kultur ist älter. Das verstärkte Auftreten handgemachter Keramik in Saridžar lässt sich nicht aus der Vachš-Kultur ableiten. Es gibt keine Tradierung in der Formgestalt. Stattdessen vermehren sich die verbindenden Faktoren zwischen Saridžar und der Chust-Kultur der Fergana. Die bereits festgestellten Ähnlichkeiten hinsichtlich der Keramik lässt sich nun auch um den Bereich der Fortifikation erweitern und ist ein weiteres Argument, die traditionelle Datierung der Chust-Kultur zu hinterfragen. In Anbetracht der im 2. Jahrtausend v.Chr. zunehmenden Verbindungen nach China ist ein östlicher Einfluss auf den Befestigungsbau in Saridžar nicht gänzlich auszuschließen. Die Frage, ob die spätbronzezeitlichen Siedlungen der Region befestigt waren, ist somit beantwortet. Die Befestigungsmauern stellen dabei ein beeindruckendes Gemeinschaftswerk dar. Die innerhalb des befestigten Siedlungsbereiches durchgeführten Grabungen sprechen für eine dichte Besiedlung, die sich in Magnetik andeutete, aber erst durch Grabungen ihre Bestätigung fand. Innerhalb der Siedlung konnten über längere Zeiträume benutze Werkplätze (Töpferwerkstätten) nachgewiesen werden, für die zumindest für die mittlere Periode eine auf diese ausgerichtete innere Wegelogistik bestand. Die Viehzucht spielte eine wesentliche Rolle, wobei der Schafzucht gefolgt von der Rinderzucht nach Ausweis der Tierknochenanalyse eine besondere Bedeutung zukam. Mobilität ist durch Equidenknochen nachgewiesen. Hinsichtlich des Opferfundplatzes führte eine Abgleichung der Textquellen zum Soma-Ritual mit dem archäologischen Befund zu einem interessanten Ergebnis, denn alle Utensilien die im Text erwähnt werden, ließen sich im archäologischen Befund nachweisen. Entscheidend ist dabei auch die zeitliche und räumliche Nähe beider Quellengattungen. Erstmals liegt damit eine Analyse zu den religiösen Verhältnissen auf methodisch fundierter Grundlage vor. Die Siedlung Saridžar ist ein Fundplatz, dessen Potential noch nicht annähernd ausgeschöpft ist. Der exakte Verlauf und die zeitliche Abfolge des Baus der Verteidigungsanlagen wirft noch Fragen auf. Mehrere Baubefunde wurden nur angeschnitten, aber nicht vollständig ausgegraben. Außerdem lieferte die Magnetometerprospektion Hinweise auf Gebäudestrukturen, die sich von den bisherigen Baubefunden unterscheiden und möglicherweise Ausdruck einer sich in der Architektur wiederspiegelnden gesellschaftlichen Stratifizierung sind. Die Arbeiten in Saridžar sollten deshalb fortgesetzt werden, sobald es wieder möglich ist, Labore auch außerhalb Tadžikistans mit einzubeziehen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- Das bronzezeitliche Gräberfeld von Džarkul und seine Einbindung in das Chronologiesystem des 3. Jahrtausends v. Chr. in Südtadžikistan. Mitteilungen der Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte 36, 2015, 101-140
M. Teufer/S. Bobomulloev/ L. T. P’jankova
- Saridžar – ein spätbronzezeitlicher, befestigter Siedlungsplatz und Ort des Soma-Opfers in Südwest-Tadžikistan. Das Altertum 63, 2018, 161-222
M. Teufer
- Jachsu-Tal. Forschungen zur Bronze- und Eisenzeit. In: S. Hansen: 25 Jahre Eurasien-Abteilung (Berlin 2020) 70-73
M. Teufer
- Исследование на поселении позднебронзового века Сариджар:каменные орудия труда (по материалам раскопок 2015-2016 гг.) Археологические работы в Таджикистане 41, 2020, 86-113
Т. У. Худжагелдиев
- The “Classical Vakhsh Culture”, a Bronze Age Culture of the 3rd and early 2nd Millennium BC in Southern Tajikistan. In: B. Lyonnet/N. Dubova, The World of the Oxus Civilization (New York/London 2021) 698-733
M. Teufer
(Siehe online unter https://doi.org/10.4324/9781315193359-29)