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SFB 749:  Dynamik und Intermediate molekularer Transformationen

Fachliche Zuordnung Chemie
Biologie
Physik
Förderung Förderung von 2007 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 27112786
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Chemische Reaktionen sind Prozesse, bei denen sich Stoffe in andere Stoffe umwandeln. Solche Stoffumwandlungsreaktionen sind die Grundlage des Lebens auf der Erde. Sie dienen aber auch in der chemischen Industrie zur Herstellung ganz neuer Materialien, die auf der Erde so nicht vorkommen. Beispiele hierfür sind die vielen Kunststoffe, ohne die unsere moderne Zivilisation nicht mehr denkbar wäre. Farbstoffe und Arzneimittel sind weitere Substanzen, die in der Regel in der Natur nicht gefunden werden und von Chemikern durch Stoffumwandlungsprozesse hergestellt werden. Bei der Stoffumwandlung werden chemische Bindungen gebrochen und neue Bindungen werden geknüpft. Die Details dieser Umformungsreaktionen auf kurzen Zeitskalen waren vor 15 Jahren, vor Beginn des SFBs, in wesentlichen Teilen unverstanden. Bekannt war nur, dass viele Reaktionen sehr schnell verlaufen. Mit Hilfe der neuen Femtosekundenspektroskopie, die zu Beginn des Sonderforschungsbereiches gerade entwickelt worden war, gelang es Chemikern damals ultraschnelle Elementarprozesse zeitlich zu verfolgen. Diese neuen Methoden erlaubten es in den letzten 15 Jahren im SFB, völlig neuartige Einblicke zu gewinnen, wie Moleküle miteinander reagieren und wie sich exakt die Bindungsknüpfungen und Bindungslösungen auf der zeitlichen Schiene entwickeln. Ein erstes zentrales Thema des SFB war die Frage, wie Licht an solchen Transformationsprozessen teilnimmt, bzw. diese beeinflusst. So war bekannt, dass in der DNA eines jeden Organismus, der sich dem UV-Licht aussetzt, spezielle DNA-Schäden entstehen. Diese Schäden sind für Mutageneseprozesse in Hautzellen entscheidend und sie führen so in letzter Konsequenz zur Bildung des Hautkrebses. Interessanter Weise werden die Schäden durch UV-Licht nicht nur gebildet, sondern Licht wird von der Natur auch verwendet, um solche Schäden zu reparieren. Das Enzym, die DNA-Photolyase, erkennt die Schäden und mit Hilfe langwelliger Lichtwellen (blaues Licht) kann anschließend die DNA-Läsion beseitigt werden. Im Bereich der lichtabhängigen Reaktionen hat sich der SFB zunächst die Bildung und Reparatur von UV-Schäden als Beispiel genommen, um mit Hilfe der Femtosekundenspektroskopie die Mechanismen der Bindungsbildung und der reparierenden Bindungsbrüche aufzuklären. Es gelang in bahnbrechenden Arbeiten, die Reaktionsmechanismen auf der zeitlichen Skala aufzulösen. Anschließend wurden Reparaturproteine im SFB zugänglich gemacht und es gelang uns, Kristallstrukturen der Komplexe aus Proteinen mit DNA-Schäden anzufertigen. Fundamental wichtige Elektronentransferprozesse über Kofaktoren und Aminosäureseitenketten wurden in den Proteinen entdeckt und durch theoretische Betrachtungen anschließend simuliert. Die Forschung im Bereich „Licht und Chemie“ wurde dann im Verlauf des SFB 749 systematisch weiter aufgebaut durch die Berufung von Prof. Trauner. Das kulminierte in der Entwicklung licht-steuerbarer Schalter von biomolekularen Prozessen und nachfolgend sogar in der Entwicklung lichtgetriebener molekularer Motoren. Auch im Bereich der metallorganischen Chemie, welche zur Entwicklung neuer Substanzen eingesetzt wird, wurden mit Hilfe neuer zeitauflösender Betrachtungen neue mechanistische Einblicke, vor allen Dingen in die Reaktionsweise Magnesium- und Zink-organischer Verbindungen, gewonnen. Mit Hilfe dieser Erkenntnisse gelang es, ganz neue Reagenzien (Turbo-Grignard) zu entwickeln, mit denen heute die Funktionalisierung heterozyklischer Verbindungen hochselektiv und mit niedrigstem Energieeinsatz möglich ist. Neue, effizientere Reagenzien und Katalysatoren wurden entwickelt, mit denen pro Stoffumsatz sehr viel Energie eingespart werden kann. Im Zusammenhang mit der Entwicklung neuer Selektivitätsregeln im SFB gelang es uns, nachfolgend sogar Selektivitäten ambidenter Nukleophile, d. h. von Teilchen, die an zwei unterschiedlichen Stellen reagieren können, mechanistisch detailliert aufzuklären. Ein wesentliches Ergebnis des Sonderforschungsbereiches ist es, dass das Konzept der harten und weichen Nukleophile zur Erklärung ambidenter Reaktivitätaufgegeben werden muss. Es kann ersetzt werden durch ein Konzept, welches kinetische und thermodynamische Kontrolle von Reaktionen und die Rolle Marcus-intrinsischer Barrieren in den Vordergrund stellt. In diesem Bereich des Sonderforschungsbereichs wurde die Vorhersagbarkeit von Reaktivitäten ganz wesentlich verbessert, was Chemikern Zeit spart sowie den Energieaufwand bei Herstellungsprozessen verringert. Weiterhin wird durch die Steigerung der Effizienz die Menge an Abfällen reduziert.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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