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Auswirkungen von Klimavariabilität auf terrestrische Ökosysteme in Südosteuropa während MIS 12-11 und MIS 19 anhand hochauflösender Pollenanalysen der Ohridsee-ICDP-Kernsedimente

Fachliche Zuordnung Paläontologie
Förderung Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 270967537
 
Mit dem Ziel eines verbesserten Verständnisses der terrestrischen Ökosystem- und Klimaentwicklung während extremer Glaziale und Interglaziale des Quartärs generiert das Projekt neue Pollen-Datensätze für die marinen Isotopenstadien (MIS) 12 und 11 sowie (als neues Element innerhalb des hier gestellten Fortsetzungsantrags) 19c in SE-Europa. Dies geschieht durch hochauflösende palynologische Analysen von ICDP-Kernen aus dem Ohridsee (SW-Balkan). Die Arbeitspakete (1) und (2) der ersten zwei Projektjahre haben folgende Ergebnisse erbracht: (i) einen palynologischen Datensatz in jahrhundertskaliger (~450 Jahre) Auflösung für MIS 11 mit hohen Zählsummen für Pollen (>500 Pollenkörner), Sporen und Algen sowie darauf basierenden quantitativen Klimarekonstruktionen; (ii) den ersten jahrhundertskalig (~400–800 Jahre) aufgelösten palynologischen Datensatz für MIS 12 in Europa. Die Integration der palynologischen Daten mit sedimentologischen und geochemischen Daten von Partnern des Ohridsee-Konsortiums sowie der Vergleich mit anderen Proxy-Datensätzen aus dem Mittelmeerraum hat zu einem erheblichen Wissenszuwachs zur terrestrischen Ökosystem- und Klimadynamik während MIS 12–11 in SE-Europa und darüber hinaus geführt. Die wichtigsten Projektresultate sind aktuell (d.h. nach 23 Projektmonaten) wie folgt: (i) Nachweis eines starken Kälteereignisses bei ~405 ka unter voll interglazialen Rahmenbedingungen, was belegt, dass jahrtausendskalige Klimavariabilität während MIS 11 in SE-Europa ~7 kyrs vor Ende des wämsten Sub-Stadiums 11c und früher als im marinen Bereich einsetzte; (ii) Nachweis der kurzfristigen Expansion thermophiler Taxa während MIS 12, was eine sensitive Reaktion terrestrischer Ökosysteme auf Dansgaard-Oeschger (D-O)-artige Wärmeevents während vollglazialer Rahmenbedingungen dokumentiert; (iii) Nachweis seltener Taxa im Einzugsbereich des Ohridsees während MIS 12, was dessen Rolle als pleistozänes Refugium unterstreicht. Das hier beantragte Projektjahr wird auf Arbeitspaket (3) fokussieren. Dieses umfasst: (i) eine noch höhere zeitliche Auflösung der Pollendaten für MIS 12, wodurch die Charakteristika der (D-O)-artigen Wärmeevents klarer hervortreten; (ii) als zusätzlichen Erkenntnisgewinn gegenüber dem ursprünglichen Antrag einen neuen, jahrhundertskalig aufgelösten Pollen-Datensatz für MIS 19c und damit ein Interglazial, das wie MIS 11 als enge orbitale Analogie zum Holozän gilt; sowie (iii) eine Synthese aller Projektergebnisse. Die neue hinzugekommene Projektkomponente zu MIS 19c wird erstmalig erlauben, die Reaktion terrestrischer Ökosysteme in Europa auf geringes Exzentrizitäts-Forcing durch hochauflösende Pollendaten über drei Interglaziale (MIS 1, 11c und 19c) an einer Lokalität (d.h. unter identischen geographischen Rahmenbedingungen) zu betrachten. Zusammenfassend wird das Projekt neue Einblicke in die Charakteristika abrupten Klima- und Ökosystemwandels im östlichen Mittelmeerraum während kritischer Intervalle des Quartärs liefern.
DFG-Verfahren Infrastruktur-Schwerpunktprogramme
 
 

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