Berufsprofile von Lehrern westfälischer Gymnasien. Analysen ihrer persönlichen Eigenschaften, Ausbildung und Karrieren 1588-1773
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Zusammenfassend lässt sich festhalten: Die Untersuchung hat gezeigt, dass der Unterricht am jesuitischen Gymnasium Paulinum durch Tendenzen der Verfachlichung gekennzeichnet war. Diese Verfachlichung ist insbesondere an den Fächern Mathematik und Griechisch ablesbar und betrifft auch die nachweisbare entsprechende Ausbildung der Lehrer. Die von den Reformern der Aufklärung des 18. Jahrhunderts vorgetragene und von späteren Bildungshistorikern übernommene Auffassung, der zufolge erst durch die Maßnahmen des Freiherrn von Fürstenberg (der die Gründung der Universität Münster u.a. aus den Mitteln des aufgelösten Jesuitenkollegs maßgeblich befördert hat) insbesondere das Fach Mathematik Eingang in das Schulcurriculum des Gymnasiums gefunden habe, muss revidiert werden. Ebenso wenig lässt sich die tradierte Einschätzung halten, dass erst mit den Fürstenbergischen Reformen eine didaktisch-methodische Ausbildung angehender Lehrer eingerichtet worden sei. Die Rekonstruktion der Repetentenkurse und die Nachweise derjenigen Münsteraner Lehrer, die didaktisch-methodisch vorbereitet wurden, widerlegen diese Einschätzung der älteren und neueren bildungsgeschichtlichen Forschung. Damit partizipierte das Gymnasium Paulinum an den Professionalisierungstendenzen der Lehrertätigkeit, die von den Jesuiten seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts maßgeblich angestoßen und mitgetragen wurden. Denn sowohl die Verfachlichung der Lehrertätigkeit als auch der Erwerb eines spezifischen didaktisch-methodischen Berufswissens gelten als wesentliche Kriterien der Professionalisierung. Jenseits der religiösen Zielsetzungen des Ordens auch im Bildungsbereich trugen die Akteure damit zur Modernisierung der Lehrertätigkeit bei.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2017): Fächerkanon und Lehrerausbildung des Gymnasiums Paulinum in Münster 1588-1773. Erste Ergebnisse einer Längsschnittstudie. In: Franz Bölsker u.a. (Hrsg.): Dona Historica. Freundesgaben für Alwin Hanschmidt zum 80. Geburtstag. Berlin, S. 149-166
Stephanie Hellekamps, Hans-Ulrich Musolff
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Forms of Disputation and Didactics: Examples from Philosophy Lessons at Westphalian Grammar Schools in the 17th and Early 18th Century (2020). In: Meelis Friedenthal, Hanspeter Marti und Robert Seidel (Hg.): Early Modern Disputations and Dissertations in
Stephanie Hellekamps, Hans-Ulrich Musolff
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Forms of Disputation and Didactics: Examples from Philosophy Lessons at Westphalian Grammar Schools in the 17th and Early 18th Century (2020). In: Meelis Friedenthal, Hanspeter Marti und Robert Seidel (Hg.): Early Modern Disputations and Dissertations in
Stephanie Hellekamps, Hans-Ulrich Musolff (Hrsg.)