Der kaiser- bis völkerwanderungszeitlichen Ufermarkt Elsfleth-Hogenkamp. Interdisziplinäre Prospektionsarbeiten zur Rekonstruktion der Siedlungs- und Wirtschaftsstruktur sowie der landschaftlichen Veränderungen während des 1. Jt. n. Chr.
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Im Rahmen des Elsfleth-Projektes konnte der Kenntnisstand über den kaiser- und völkerwanderungszeitlichen Ufermarkt von Elsfleth-Hogenkamp, Ldkr. Wesermarsch, erheblich erweitert werden. Der Fundplatz hat bereits in den vergangenen 15 Jahren große Beachtung in der Erforschung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse im unteren Weserraum gefunden. Er war zu Beginn des 1. Jahrzehnts des 3. Jt. in den Mittelpunkt des Interesses gerückt, nachdem es bei systematischen Metalldetektorprospektionen gelungen war, vor Ort in großer Zahl Münzen, Trachtbestandteile und Überreste der Metallverarbeitung vor allem aus der 1. Hälfte des 1. Jahrtausends n. Chr. zu bergen. Dieses Material wurde 2011 im Rahmen einer Dissertation kulturhistorisch ausgewertet und 2013 monographisch publiziert. Um weitere Erkenntnisse über die Struktur, die gesellschaftliche Organisationsform, mögliche spezialisierte Aktionsräume und die Funktion des Ufermarkts von Elsfleth-Hogenkamp zu gewinnen, wurden im Folgeprojekt im Gelände und in den Laboren neue interdisziplinäre Untersuchungen durchgeführt. Bei den Geländearbeiten kamen vor allem geophysikalische, landschaftsarchäologisch-bodenkundliche und archäologische Methoden zum Einsatz, die durch umfangreiche archäometrische Analysen an metallurgischen Objekten und Keramikgefäßen ergänzt wurden. Durch die landschaftsarchäologisch-bodenkundlichen Forschungen ist es gelungen, die paläogeographische Situation weitgehend zu rekonstruieren, die das Leben im Huntemündungsbereich während des 1. Jahrtausends geprägt hat. Der Verlauf der den Ufermarkt umfließenden Priele konnte kartiert und zugleich modelliert werden, wie sich die Oberflächenstruktur durch jahreszeitlich bedingte Überschwemmungen verändert hat. Bei den archäologischen Untersuchungen standen in der ersten Projektphase Ausgrabungsarbeiten im Vordergrund. Dabei galt es eine grabungstechnische Methodik zu entwickeln, die es erlaubte, trotz des durch Klei geprägten Bodens auch nicht metallische Kleinfunde systematisch zu erfassen, um Aussagen über das gesamte Spektrum der vor Ort betriebenen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aktivitäten machen zu können. Die vor diesem Hintergrund entwickelte Schlämmtechnik hat sich bestens bewährt und kann zukünftig auf anderen Grabungen eingesetzt werden. Die auf der Grundlage der geomagnetischen Prospektion und Verteilung der Oberflächenfunde durchgeführten Ausgrabungen haben wahrscheinlich machen können, dass die Bebauung aus Kleingebäuden wie Hütten oder Zelten bestanden hat, die für eine saisonale Nutzung geeignet waren. Es wurden mehrere Brenn- und Kuppelöfen untersucht, die erkennen lassen, dass handwerkliche Aktivitäten, vor allem im Bereich der Keramik- und Metallverarbeitung, bestimmende Faktoren im Wirtschaftsleben der den Platz nutzenden Personen waren. Darüber hinaus stellten Bohlenwege und Brunnen wichtige Bestandteile der lokalen Infrastruktur dar. Der nachweisbare Schwerpunkt der Aktivitäten liegt im 2. und 3. Jahrhundert. Aber auch in den Zeitphasen davor und danach ist eine Nutzung des Platzes belegt, allerdings sind entsprechende Kulturschichten nicht erhalten bzw. nachweisbar. Die naturwissenschaftliche Analyse der Keramikfunde ergab, dass nahezu ausschließlich lokal vorhandene Tone für die Herstellung der Gefäßkeramik benutzt wurden und dass in die Töpfereitraditionen kaum fremde Einflüsse Eingang gefunden haben. Dagegen wurden bei der in großem Umfang durch metallurgische Analysen nachgewiesenen Bunt- und Edelmetallverarbeitung vor allem aus dem Oberlauf der Weser importierte Schmelztiegel eingesetzt, die man z.T. mit lokalem Ton zu reparieren suchte. Der in Elsfleth nachgewiesenen Goldschmiedewerkstatt kommt damit eine besondere Bedeutung für die Diskussion der nördlich des Limes durchgeführten Metallarbeiten zu. Auch das vor Ort in erheblichem Umfang geschmiedete Eisen wurde nicht lokal verhüttet, sondern in Form von Barren oder Luppen eingehandelt. Es kann somit festgestellt werden, dass der römischkaiserzeitliche Ufermarkt und Werkplatz von Elsfleth-Hogenkamp eine große Bedeutung innerhalb der Infrastruktur des Huntemündungsbereichs und vermutlich auch des gesamten Unterweserraums innehatte.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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2016: Die Siedlung Huntebrück-Wührden, Landkreis Wesermarsch – Leben an der Hunte in den Jahrhunderten um Christi Geburt. Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte 85, 85-134
Siegmüller, A., Folkers, A., u. Schlotfeldt, S.
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2016: Neue interdisziplinäre Forschungen am kaiser- bis völkerwanderungszeitlichen Ufermarkt Elsfleth-Hogenkamp, Ldkr. Wesermarsch. Nachrichten des Marschenrates zur Förderung der Forschung im Küstengebiet der Nordsee 53, 12-13
Schlotfeldt, S.
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2017: Ein Schnitt verschütt? – Lokalisierung von Heinrich Schüttes Suchschnitt aus dem Jahr 1937 in Huntebrück-Wührden, Ldkr. Wesermarsch. Siedlungs- und Küstenforschung im südlichen Nordseegebiet 40, 31-40
Folkers, A.
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2017: Gold, silver and bronze. Analysis of three fragments of technical ceramic from Elsfleth-Hogenkamp, Germany. Metalla 23, Heft 1, 19-28
Merkel, S., Schlotfeldt, S., u. Struckmeyer, K.
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2018: Römisch-germanische Kontakte an der Huntemündung? Fragestellungen, Methoden und erste Ergebnisse aktueller interdisziplinärer Forschungen am Ufermarkt von Elsfleth-Hogenkamp und seinem Umfeld. In: S. Burmeister u. S. Ortisi (Hrsg.), Phantom Germanicus. Spurensuche zwischen historischer Überlieferung und archäologischem Befund. Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens 53, 335-360. Rahden/Westfalen
Folkers, A., Jöns, H., Merkel, S., Schlotfeldt, S., Siegmüller, A., Struckmeyer, K., u. Wolters, S.
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Archaeometallurgical Analysis of Metalworking Debris from a Germanic Goldsmithing Workshop at Elsftelth-Hogenkamp, 2nd-3rd Century AD. In: L. Glaser (Hrsg.), Archäometrie und Denkmalpflege 2018, 95-98. Hamburg
Merkel, S.
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2019: Oberflächen im Wandel der Zeit – Geländemodelle des Fundplatzes Elsfleth-Hogenkamp, FStNr. 4, Ldkr. Wesermarsch. Siedlungs- und Küstenforschung im südlichen Nordseegebiet 42, 43-55
Schlotfeldt, S., u. Folkers, A.
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2020: Archaeometallurgical study of two Carolingian-Ottonian disc brooches from Elsfleth- Hogenkamp, Germany. In: H. Gönül Yalçın u. O. Stegemeier (Hrsg.), Metallurgica Anatolica. Festschrift für Ünsal Yalçın anlässlich seines 65. Geburtstags, 357-363. Istanbul
Merkel, S.
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2021: Calamine of the Bergamasque Alps as a possible source of zinc for Roman brass: Theoretical considerations and preliminary results. Periodico di Mineralogia 90, Heft 2, 247-259
Merkel, S.