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Transformationen von unten: Arbeitsbeziehungen in den Werften Uljanik (Pula) und Stocznia (Gdynia) seit den 1980er Jahren

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 270620597
 
Dieses Projekt zielt auf die Untersuchung der Veränderungen der Arbeitsbeziehungen und -praktiken in zwei Schiffswerften: Stocznia Gdynia (Polen) und Uljanik in Pula (Kroatien); der Untersuchungszeitraum reicht von ca. 1980 bis zur Mitgliedschaft Kroatiens in der Europäischen Union (2014). Hauptziel ist, die Transformationsperiode vom Staatssozialismus zur Marktwirtschaft zu historisieren und aus einer Perspektive "von unten" zu analysieren. Ausgangshypothese ist dabei, dass die Transformation bereits wenigstens ein Jahrzehnt vor der "Wende" eingesetzt hat. Um die Fragestellungen des Projekts zu beantworten, wird es drei Analyseebenen fokussieren: 1) Arbeiter und andere Gruppen im Betrieb sowie deren gegenseitige Beziehungen; 2) soziale Milieus, die von der Arbeit wesentlich geformt werden, aber deren Strukturen auch durch Faktoren jenseits des Betriebs maßgeblich geprägt sind; 3) die beiden Werften als soziale Orte, in und an denen die Transformation gemacht wurde und wo diverse Akteure mit ihren jeweils spezifischen Interessen agieren. Die drei Analyseebenen werden nicht isoliert, sondern als wechselseitig konstitutiv und vor dem Hintergrund des politischen Kontexts betrachtet. Mit diesem Ansatz zielen wir auf die Herausarbeitung der unterschiedlichen Paradoxien und Ambivalenzen der Transformation aus einer historisch-anthropologischen sowie sozialhistorischen Perspektive. Betont werden Prozesse der (Selbst-)Transformation von Individuen, Gruppen und Sozialbeziehungen. Durch die Konzentration auf Arbeiter und deren Interaktion mit Managern wird das Projekt die Bedeutung von Alltagspraktiken am Arbeitsplatz für die Ergebnisse der Transformation herausarbeiten. Die Anpassungs-, Aneignungs- und Untergrabungsstrategien der Arbeiter sind zentrale Elemente dieses sozialen Dramas. Ein weiteres Ziel des Projekts ist die Diskussion der Frage nach Kontinuitäten bzw. Diskontinuitäten zwischen Sozialismus und Postsozialismus, um die unterschiedlichen Temporalitäten verschiedener Entwicklungen zu analysieren. Schließlich erlaubt unser Ansatz eine Analyse der Veränderung der wirtschaftlichen Praktiken des Staates anhand einer sehr staatsnahen Industrie; die Transformation bedeutete nicht unbedingt ein Zurückdrängen des Staates, aber eine Veränderung seiner Aufgaben und Selbst-Wahrnehmung. Dieser Wandel ist nur aus der Interaktion zwischen sozialen Akteuren und staatlichen Institutionen zu verstehen. Wir sind der Meinung, dass Industrieunternehmen wie die beiden Werften (denen in beiden Ländern große symbolische, ökonomische und soziale Bedeutung zukam), exzellente soziale Räume zur Untersuchung dieser Fragen darstellen. Sie besitzen sowohl paradigmatischen als auch einzigartigen Wert. Unter anderem sind sie ideale Fallbeispiele für die Untersuchung der konkreten Zusammenhänge von Globalisierung und Transformation.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Österreich
Mitverantwortlich Professor Dr. Philipp Ther
 
 

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