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Der Anspruch aus der Ferne. Ein ethisch-philosophischer und ethisch-theologischer Beitrag zur Debatte über die Verantwortung für die zukünftigen Generationen aus der Perspektive einer Phänomenologie der Andersheit.

Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Förderung Förderung von 2015 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 269749623
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Frage, inwiefern gegenwärtige Generationen Verantwortung gegenüber künftigen Generationen tragen, ist gleichermaßen relevant wie umstritten. Das vorliegende Projekt ging von der Beobachtung aus, dass in der gesellschaftlichen sowie wissenschaftlichen Debatte die Frage der Begründung von Zukunftsverantwortung weitgehend unbeantwortet ist. Insofern wurden zunächst die einschlägigen Positionen diskutiert, ihre strukturellen Defizite identifiziert, um auf dieser Analyse aufbauend eine zukunftsorientierte und zukunftsfähige Ethik zu entwerfen. Dabei wurde deutlich, dass eine bestimmte phänomenologische Perspektivierung von Zeit, welche im Motiv der Alterität gründet, einen soliden Ausgangspunkt für die Begründung von Zukunftsverantwortung bietet. Der damit verbundene Perspektivwechsel hat das Potenzial, die Debatte nachhaltig zu bereichern. Die Projektteile wurden wie folgt bearbeitet: 1. Im ersten Teil wurden die moralischen-mainstream Ansätze (Vertragstheorie, Utilitarismus, Libertarismus, metaphysische Theorien) einer kritisch-dekonstruktivistischen Lektüre unterzogen. Hierbei wurde gezeigt, dass diese Positionen einem moralischen „Präsentismus“ verpflichtet bleiben, der nie völlig der zukünftigen Andersheit gerecht werden kann. 2. Im zweiten Teil des Projektes konnte unter Rückgriff auf phänomenologische Überlegungen eine solide Basis für die Begründung einer intergenerationalen Verantwortung konturiert werden. Mithilfe der Konzeptionen von Levinas, Derrida und Waldenfels konnte gezeigt werden, wie man ein genuines moralisches Denken der Zukünftigkeit ausgehend vom Anspruch der künftigen Andersheit(en) entwickeln kann, was zu einer Rekonfiguration von Subjektivität und Gemeinschaft führt. Zukunftsverantwortung ist demnach nicht als moralisches Surplus einer gegenwärtigen Generation zu verstehen, sondern Integral von Verantwortung überhaupt. 3. In einem abschließenden Teil wurden die ethischen Implikationen einer intergenerationalen Verantwortung theologisch anhand der Struktur der ethischen Transzendenz perspektiviert. Hierfür wurden zwei Ansätze konzipiert. Zum einen wurde der eschatologische Primat der Theologie bzgl. der intergenerationalen Dimension durchbuchstabiert, um Zukünftigkeit gerade als gerechtigkeitsetablierende und somit ethische Größe zu begründen. Da intergenerationale Verantwortung immer auch einen hyperbolischen Anspruch des künftigen Anderen gegenüber dem gegenwärtigen Handlungssubjekt impliziert, an dem Letzteres scheitern muss, wurde zum anderen betont, dass die für das Handlungssubjekt notwendige Überwindung der Schuld aufgrund der noch nicht existenten künftigen Generationen nur mithilfe eines Vergebungsakteurs vermittelt werden kann, der selbst der Zeit nicht unterliegt, sondern diese – auch als Neuanfang für das Handlungssubjekt – setzt: Gott.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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