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Der Ganausee in der Rania-Ebene in der Autonomen Provinz Kurdistan (Irak). Ein neues limnisches Archiv für die Rekonstruktion der Paläoumwelt und prähistorischer Mensch-Umwelt-Beziehungen

Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung in 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 269256454
 
Die Region des fruchtbaren Halbmonds im Vorderen Orient diente dem Menschen seit Beginn des Holozäns als bevorzugtes Siedlungs- und Kulturgebiet, in dem die Domestikation von Pflanzen und Tieren seit dem Neolithikum eine wichtige Rolle spielte. Seit 2006 arbeiten wieder vermehrt Archäologen im kurdischen Teil des Irak. Für die Region sind eine hohe Anzahl und Dichte von Tellsiedlungen charakteristisch. Bioklimatisch zählt das Gebiet zum irano-turanischen Florenreich, das aktuell in großen Teilen von einer waldarmen, stark aufgelichteten Vegetation gekennzeichnet ist. Nach bisheriger Lehrmeinung handelt es sich um eine vom Menschen degradierte Sekundärvegetation, was neuerdings von Archäobotanikern bezweifelt wird. Stattdessen wird postuliert, dass die ersten sesshaften Siedler die Landschaft bereits kultivierten, als die Taxa aus ihren Glazialrefugien einwanderten. Demnach wäre die holozäne Vegetation von Anbeginn das Ergebnis menschlicher Eingriffe. Diese Ergebnisse fußen derzeit auf einer stichpunktartigen Datengrundlage, deren Gültigkeit für andere Subregionen des irano-turanischen Großraumes, wie z.B. Kurdistan, noch überprüft werden muss. Klima- und Umweltarchive sind im Gegensatz zu archäologischen Fundorten in Kurdistan jedoch rar und Befunde anderer Regionen sind nicht unmittelbar übertragbar. Daher soll eine Pilotstudie für den Ganausee in der Rania-Ebene in der Autonomen Provinz Kudistan (Irak) durchgeführt werden. Dieser bietet ein neues limnisches Archiv für die Rekonstruktion der Paläoumwelt und prähistorischer Mensch-Umwelt-Beziehungen. Der See liegt in einer Ebene mit zahlreichen archäologischen Fundorten, die umweltgeschichtlich an weitere prähistorisch besiedelte Ebenen in der Region anknüpfbar ist. Im Rahmen der Pilotstudie sollen Bohrkerne gezogen werden, die in Folgestudien mit hochauflösenden Analysen der Landschafts- und Umweltrekonstruktion am Übergang vom letzten Glazial zum Holozän dienen sowie der Rekonstruktion des im Holozän vom Menschen geprägten Kulturraums. Die Pilotstudie dient dazu, die Sedimentkerne dafür zu gewinnen und die Eignung der Kerne anhand stichprobenartiger palynologischer Analysen sowie numerischer Datierungen zu überprüfen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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