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Die Mulomedicina des Theodoricus Cerviensis und ihre Schlüsselrolle in der Überlieferung der lateinischen Hippiatrien der frühen Stallmeisterzeit Italiens
Antragstellerinnen
Dr. Lisa Sannicandro; Dr. Martina Schwarzenberger
Fachliche Zuordnung
Tiermedizin
Wissenschaftsgeschichte
Wissenschaftsgeschichte
Förderung
Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 268945113
Im Mittelpunkt des Projektes steht die Mulomedicina des Theodoricus Cerviensis (1205-1298). Theodoricus, ein Dominikanermönch und späterer Bischof von Cervia, wirkte neben seiner klerikalen Laufbahn nicht nur als Arzt höhergestellter Personen, sondern verfasste auch ein namhaftes wundärztliches Lehrbuch sowie ein weniger bekanntes, aber dennoch einflussreiches Werk über Pferdeheilkunde, für das er antike und zeitgenössische Quellen heranzog. Mit Jordanus Ruffus, der Mitte des 13. Jahrhunderts wirkte und dessen Werk eine Hauptquelle der Mulomedicina bildete, begründete Theodoricus eine neue Ära des hippiatrischen Schrifttums zu einer Zeit, in der die meisten Stallmeister wie Jordanus Ruffus zwar praktische Erfahrung im Rahmen ihrer Anstellung an Höfen, vornehmlich in Italien und benachbarten mediterranen Ländern, aber keine höhere Bildung besaßen. Durch sein fundiertes humanmedizinisches Wissen und seinen geistlichen Stand nimmt Theodoricus eine herausragende Stellung ein. Von seiner Mulomedicina sind bisher 15 lateinische Handschriften aus dem 13. bis 16. Jahrhundert bekannt. Ziel dieses interdisziplinären Vorhabens ist die Veröffentlichung einer kritischen Erstausgabe in digitaler Form auf der Basis aller Handschriften sowie ein inhaltlicher Vergleich mit zeitgenössischen Hippiatrien. Die geplante digitale Edition wird einen nachhaltigen Zugang zum Text sowie dessen Überführung in beliebige Formate ermöglichen. Darüber hinaus werden sich die Inhalte multidimensional mit den Digitalisaten der Handschriften, dem quellenkritischen Apparat, dem umfassenden Glossar, der Übersetzung und dem veterinärmedizinischen Kommentar verknüpfen lassen. Angesichts der spärlichen Erfassung veterinärmedizinischer Termini in bisherigen mittellateinischen Wörterbüchern wird das Glossar sowohl für Veterinärhistoriker als auch Mittelalterforscher eine erhebliche Lücke schließen und von Lexikographen für mittelalterliches Latein sowie für Romanische Sprachen begrüßt werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen