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Neuroimaging und Bindung bei Children-at-Risk

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 268290803
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In unserer Studie zu Neuroimaging und Bindung konnten wir zeigen, dass Kinder im Alter von 9-11 Jahren bindungsrelevante Ereignisse emotional negativer bewerten als nicht-bindungsrelevante Situationen. Wir konnten zudem zeigen, dass die Konfrontation mit bindungsrelevanten, im Vergleich zu nicht-bindungsrelevanten Situationen, auf neuronaler Ebene verstärkte Aktivität in Gehirnarealen hervorruft, die mit kognitiven Mentalisierungsstrategien in Verbindung gebracht werden. Eine affektive Verarbeitung der Situationen zeigt sich erst in Abhängigkeit der Valenz. Hier sehen wir mit negativerer Bewertung eine vermehrte Verarbeitung im Bereich von Gehirnarealen, die mit emotionaler Salienz assoziiert sind, allerdings nur für die Bindungsbedingung und ab einem bestimmten Niveau an aversiver Qualität. Mit negativerer Bewertung zeigt sich eine verstärkte Aktivierung im Bereich der anterioren Insula und des dorsalen anterioren cingulären Kortex. Die anteriore Insula wird mit der Verarbeitung sozialer und affektiver Information inklusive Schmerz, Empathie, Ekel und introspektiven Prozessen in Verbindung gebracht. Der in unseren Ergebnissen relevante Bereich des dorsalen anterioren cingulären Kortex kann dem sogenannten affektiven Teilbereich des dACC zugeordnet werden, welcher mit emotionaler und motivationaler Salienz sowie der Regulierung emotionaler Reaktionen assoziiert ist. Zudem können die genannten Bereiche dem sogenannten Salienznetzwerk zugeordnet werden, das als Schaltstelle zwischen Default Mode-Netzwerk (nach innen gerichteter kognitiver Aufmerksamkeit) und dem exekutiven Kontrollnetzwerk beschrieben wird, was vermuten lässt, dass die negative Valenz auch mit einer Handlungsvorbereitung assoziiert sein könnte. Auf Verarbeitung von bindungsrelevanten Stimuli anhand affektiver Evaluationsprozesse wird also erst mit steigender negativer Valenz zurückgegriffen – davor ist eine primär kognitiv-mentalisierende Verarbeitung ausreichend. Dieses Ergebnis ist sehr gut mit aktuellen Theorien im Bereich der Bindungsforschung zu vereinbaren, welche von einem vermehrten Zugriff auf automatische Verarbeitung von bindungsrelevanten Reizen in Abhängigkeit vom dadurch ausgelösten sogenannten Bindungsstress ausgehen. Wir können zudem sehen, dass die Stimuli der Kontrollbedingung mit steigenden Werten im Bereich der Bindungsvermeidung negativer bewertet werden. Dieses Ergebnis ist mit früheren Befunden vereinbar, nach denen Bindungsvermeidung mit einem verminderten Belohnungsempfinden bei positiven sozialen Ereignissen einhergeht. Dieser Zusammenhang zeigt sich in unseren Ergebnissen allerdings nur auf Verhaltensebene. Auf neuronaler Ebene zeigen sich keine Unterschiede in der Verarbeitung unserer Aufgabe in Abhängigkeit von Bindungssicherheit und Bindungsvermeidung.

 
 

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