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Metakognition beim Lernen mit Texten. Führt Disfluency zu besseren Einschätzungen, besseren Controlprozessen und besserer Leistung?

Antragsteller Dr. Christoph Mengelkamp
Fachliche Zuordnung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung Förderung von 2014 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 268189691
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Bei der Vorbereitung auf z.B. eine Prüfung im Studium müssen sich Studierende oft selbständig vorbereiten. Dabei müssen Studierende ihren Lernprozess, z.B. beim Lesen von Texten überwachen sowie darauf basierend steuern. Zur Überwachung können Lernende während des Lesens einschätzen, was sie schon verstanden haben und wo noch Verständnislücken bestehen (Metacomprehension). Bisherige Studien zeigen, dass dabei das eigene Wissen oft überschätzt wird, was z.B. zum vorzeitigen Abbrechen des Lesens und Lernens führt. Im vorliegenden Projekt wurde daher untersucht, ob durch das Erschweren des Lesens durch eine schlecht lesbare, sogenannte disfluente Schriftart beim erstmaligen Lesen die Überschätzung reduziert werden kann und infolgedessen Entscheidungen beim zweiten Lesen und Lernen der Texte optimiert werden können. Dabei werden nicht nur die Lesezeiten als Maß für die getroffenen Entscheidungen sondern auch mittels Eyetracking Daten zum Leseprozess erhoben. Die Ergebnisse von insgesamt 109 Studierenden zeigen, dass die disfluente Schriftart beim ersten Lesen von vier Texten im Vergleich zu fluenter Schriftart zu längeren Lesezeiten und längeren durchschnittlichen Fixationsdauern führt. Außerdem schätzen die Lernenden die disfluenten Texte vor Beginn des Lesens als schwieriger ein. Auf die Einschätzung des eigenen Wissens nach dem ersten Lesen sowie die Wissenseinschätzung nach einem Wissenstest hatte die Schriftart jedoch keinen Einfluss. Vor dem Lesen wurde das eigene Wissen noch unterschätzt, wohingegen es nach dem ersten Lesen und nach dem Wissenstest in beiden Gruppen überschätzt wurde. Das Wissen selbst wurde wie erwartet durch die Schriftart nicht beeinflusst. In der zweiten Lese- und Lernphase lasen alle Lernenden die Texte in fluenter Schrift um zu überprüfen, ob sich die Einschätzungen auf den weiteren Lernprozess auswirken. Diejenigen, die zuvor in disfluenter Schriftart gelesen hatten, fixierten die Wörter signifikant länger als diejenigen, die zuvor in fluenter Schrift gelesen hatten. Der Effekt der Schriftart auf den Leseprozess hielt also noch an. Weitere Ergebnisse zeigen, dass die Lernenden in der zweiten Lesephase einen Text umso länger lernen, je geringer sie ihr Wissen zu diesem Text nach der ersten Lesephase eingeschätzt haben. Gruppenunterschied in Bezug auf den Wissenszuwachs durch die zweite Lesephase gab es nicht. Insgesamt führte die disfluente Schrift nicht durchgängig zu einer niedrigeren Einschätzung des eigenen Wissens und konnte daher die Überschätzung des eigenen Wissens nach der ersten Lesephase nicht reduzieren. Allerdings zeigen die Eyetrackingdaten, dass ein Effekt auf das folgende Leseverhalten erzielt wurde, der sich allerdings nicht in einem höheren Wissenszuwachs widerspiegelt. Es ist demzufolge noch weitere Forschung erforderlich, die sich v.a. darauf konzentrieren sollte, welche Wissenseinschätzungen und Leseprozesse durch disfluente Schrift beeinflusst werden und unter welchen Umständen sich Lernende bei ihren Entscheidungen während des Lesens auf ihre Wissenseinschätzungen verlassen und wann nicht. Daraus können Interventionen abgeleitet werden, um nicht nur die Einschätzungen der eigenen Leistung zu verbessern, sondern auch diese Einschätzungen dazu zu verwenden, den Lernprozesse besser zu regulieren und damit die Leistung zu verbessern.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2015, August). Using eye-tracking to investigate the effects of disfluency on metacomprehension. 16th Biannual EARLI Conference for Research on Learning and Instruction, Limassol, Cyprus
    Mengelkamp, C., & Pieger, E.
  • (2015, September). Metakognitive Einschätzungen und Disfluency beim Lernen mit Texten. 15. Fachgruppentagung Pädagogische Psychologie (PAEPS), Kassel, Deutschland
    Pieger, E., Mengelkamp, C., & Bannert, M.
 
 

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