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Werden konstante Verhaltensunterschiede in Cichliden durch sexuelle Selektion begünstigt?
Antragstellerin
Wiebke Schütt, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Biologie des Verhaltens und der Sinne
Förderung
Förderung von 2014 bis 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 267126778
Individuen sollten flexibel in ihrem Verhalten sein, um sich in jeder Situation optimal verhalten zu können und ihre Fitness somit zu maximieren. Immer mehr Studien belegen jedoch, dass Individuen eher konstant in ihrem Verhalten sind, sich aber untereinander in ihrem Verhalten unterscheiden, d.h. verschiedene Verhaltenstypen oder Persönlichkeiten zeigen. Erst kürzlich wurden mehrere Hypothesen aufgestellt, die die Existenz von Persönlichkeitsunterschieden erklären könnten; empirische Tests dieser Hypothesen fehlen jedoch weitgehend. In dem geplanten Projekt werden wir eine dieser Hypothesen testen: wir möchten untersuchen, wie sich sexuelle Selektion auf die beiden Persönlichkeitskomponenten, inter-individuelle Unterschiede in der mittleren Verhaltensintensität und individuelle Unterschiede in der Verhaltenskonstanz, auswirkt. Wir werden Vorhersagen testen, die auf modernsten Theorien der sexuellen Selektion beruhen und die die Existenz der beiden Typen von Verhaltensvariation versuchen zu erklären. Dabei werden wir zwei Schlüsselfragen untersuchen: verbessert Kompatibilität in der Persönlichkeit (Verhaltensintensität und/oder -konstanz) zwischen Partnern die Kooperation, Koordination und Zuverlässigkeit der Jungtierfürsorge und somit den Reproduktionserfolg? Berücksichtigen dementsprechend Individuen bei der Partnerwahl die Persönlichkeit der zur Wahl stehenden Partner und ihre eigene Persönlichkeit (jeweils in Bezug auf Verhaltensintensität und Ausmaß an Verhaltenskonstanz)? Um diese Fragen zu beantworten, werden wir eine Kombination aus Fortpflanzungs- und Partnerwahlexperimenten an Purpurprachtbarschen, Pelvicachromis pulcher, durchführen. Wir werden die elterliche Kooperation und Koordination in Paaren verschiedener Persönlichkeitskombinationen (in Bezug auf Verhaltensintensität und -konstanz), sowie deren hormonelle Grundlagen, und den anschließenden Reproduktionserfolg messen. Weiterhin werden wir testen, ob es dem Reproduktionserfolg entsprechend Partnerpräferenzen für bestimmte Persönlichkeiten gibt, und ob die eigene Persönlichkeit bei der Partnerwahl beider Geschlechter eine Rolle spielt. Indem wir zunächst korrelative Studien zur Weibchen- und Männchenwahl durchführen und anschließend experimentell die Verhaltensintensität und die -konstanz der zur Wahl stehenden Partner beeinflussen, können wir erstmals untersuchen, welche Persönlichkeitskomponente (Intensität oder Konstanz) bei der Partnerwahl entscheidend ist. Das Projekt wird neue Erkenntnisse zu den evolutionären Ursprüngen von Persönlichkeitsunterschieden und zur Lösung des sexuellen Konfliktes über die elterliche Fürsorge liefern. Weil innerartliche Variation die Grundlage für Selektion ist, ist es für das Verständnis von Selektionsprozessen und Verhaltensdiversität unerlässlich, die Funktion und die zugrundeliegenden Mechanismen von konstanten Persönlichkeitsunterschieden zu erforschen. Somit ist diese Studie auch weit über die Verhaltensbiologie hinaus relevant.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen