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Interpersonelle Psychotherapie plus Medikation bei schwerer Depression: 5-Jahres Follow-up unter Berücksichtigung des Einflusses früher Traumatisierung

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2006 bis 2008
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 26579583
 
Erstellungsjahr 2009

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Obwohl bei der stationären Behandlung schwer depressiver Patienten häufig eine Kombination aus Pharmakotherapie- und Psychotherapie eingesetzt wird, ist der zusätzliche akute sowie langfristige Nutzen von Psychotherapie in diesem Kontext bisher kaum untersucht worden. In einer randomisierten, kontrollierten Studie an 130 stationär aufgenommenen Patienten mit einer überwiegend schweren Depression wurde eine 5-wöchige Behandlung mit „Interpersoneller Psychotherapie plus Pharmakotherapie" mit einer psychiatrische Standardbehandlung („Pharmakotherapie plus Clinical Management"; CM) verglichen. Bei der Psychotherapiebedingung handelt es sich um eine speziell für stationäre depressive Patienten modifiziertes Programm der Interpersonellen Psychotherapie (IPT-S). Die Kombinationsbehandlung führte in der Akutphase zu einer deutlicheren Reduktion der depressiven Symptome sowie zu höheren Response- und Remissionsraten im Vergleich zu der psychiatrischen Standardbehandlung. Auch langfristig war die Kombinationstherapie überlegen hinsichtlich der Rückfallrate, stationärer Wiederaufnahmen, Symptomausprägung und der sozialen Anpassung. Selbst 5 Jahre nach der intensiven stationären Therapie war offensichtlich unabhängig von der Behandlungsmethode eine weitere Abnahme depressiver Symptome sowie relativ geringe Wiedererkrankungsraten zu verzeichnen. Unterschiede in verschiedenen klinischen Maßen (Depressivität, globale Funktionsfähigkeit, Rehospitalisierungen, Suizidversuche etc.) zwischen der intensiveren Kombinationsbehandlung und der psychiatrischen Standardbehandlung, die zu den früheren Katmanesezeitpunkten noch deutlich waren, passten sich nach 5 Jahren aneinander an. Frühkindliche Traumatisierungen waren häufig und hatten offenbar Moderatorenfunktion. Traumatisierte Patienten sprachen bedeutsam besser auf eine kombinierte Therapie im Vergleich zu primär medikamentöser Behandlung an. Diese Ergebnisse rechfertigen ein routinemäßiges Abklären von frühen Traumatisierungen bei depressiven Patienten.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2006). Der Einfluss der Spezifität, Reinheit und Adhärenz von Clinical Management auf das Behandlungsergebnis bei stationär behandelten Depressiven (Medizinische Doktorarbeit)
    Arian Karim
  • (2007) An intensive treatment program of Interpersonal Psychotherapy plus pharmacotherapy for depressed inpatients: acute and long-term results. American Journal of Psychiatry. 164, 768-777
    Schramm E, van Calker D, Dykierek P, Lieb K, Kech S, Zobel l, Leonhart R, Berger M
  • (2007) Einflussfaktoren auf den Behandlungserfolg der Interpersonellen Psychotherapie bei stationären Depressionspatienten: Analyse der Wirkmechanismen (Psychologische Doktorarbeit, Universität Freiburg)
    Sabine Kech
  • (2008). Efficacy of Interpersonal Psychotherapy plus pharmacotherapy in chronically depressed inpatients. J Affect Disord. 109(1-2):65-73
    Schramm E, Schneider D, Zobel I, van Calker D, Dykierek P, Kech S, Härter M, Berger M
  • (2008). Interpersonelle Psychotherapie bei stationär behandelten, depressiven Patienten: Effekte auf die soziale Anpassung und auf interpersonelle Probleme. Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie 37(2):81-88
    Kech S, Zobel I, Dykierek P, van Calker D, Berger M, Schramm E
  • (2008). The Adherence of Clinical Management in a Randomized Controlled Trial. Psychother Psychosom Med Psychol. 58: 395-402
    Zobel I, Karim A, Kech S, Berger M, Schramm E
  • (2008). Time course of response to antidepressants: Predictive value of early improvement and effect of additional psychotherapy. J Affect Disord. 2008 Oct 10
    Van Calker D, Zobel I, Dykierek P, Deimel CM, Kech S, Lieb K, Berger M, Schramm E
  • Die Bedeutung von Langzeitkatamnesen in der Psychotherapieforschung. Vortrag auf dem DGPPN-Kongress, Berlin, Nov. 2008
    Berger M
  • Psychotherapeutische Behandlungsansätze unipolarer Depressionen. In U. Voderholzer & F. Hohagen (Hrsg.). Therapie psychischer Erkrankungen - State of the Art, 4. Auflage. München: Elsevier, 2008
    Schramm E & Berger M
  • Wirksamkeitsstudien zur Interpersonellen Psychotherapie in der stationären Depressionsbehandlung, Habilitationsschrift zur Erlangung der Venia legendi für das Fach Experimentelle Psychotherapie an der Hohen Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau. Januar 2008
    Schramm E
  • (2009) Effektivitätsüberprüfungen der Interpersonellen Psychotherapie im stationären Kontext. (Psychologische Doktorarbeit; Universität Freiburg)
    Daniel Schneider
  • Differential effects of comorbid depression and early trauma on the outcome of IPT. Vortrag auf der 3rd International Conference of the International Society of IPT. März, 2009
    Schramm E
 
 

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