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Ebiss - Eyetrackingbasiertes Interaktionsmanagement synchroner Schriftkommunikation

Fachliche Zuordnung Sicherheit und Verlässlichkeit, Betriebs-, Kommunikations- und verteilte Systeme
Förderung Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 265182156
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In synchroner Schriftkommunikation ergeben sich oft Probleme im Ablauf der Interaktion, da Teilnehmende jederzeit und insbesondere auch parallel schreiben können. Aus dem mündlichen Gespräch bekannte Konventionen und vielfältige implizite Signale, die die Teilnehmenden miteinander austauschen, finden in synchroner, schriftlicher Kommunikation nur teilweise Anwendung. Durch das Fehlen dieser Hinweise entsteht im Chat eine Kommunikationssituation, in der neue Regeln für die Interaktion etabliert werden müssen. Eine Möglichkeit, das Interaktionsmanagement des mündlichen Gesprächs auch in synchroner Schriftkommunikation zu etablieren, ist die Erweiterung der technischen Systeme mithilfe von Eyetrackern mit dem Ziel, den Teilnehmenden fehlende Informationen zur Laufzeit bereitzustellen. Unter Eyetracking versteht man die Aufzeichnung, Auswertung und Rückspiegelung von Blickbewegung von Kommunikationspartnern. Diese Aussagen basieren auf der Analyse der Fixationen (Fokussieren eines Bereichs) und Sakkaden (Sprünge des Auges zwischen verschiedenen Bereichen). Für die Auswertung und Rückspiegelung der Blickbewegungsdaten sind aus der Linguistik entwickelte Kommunikationsmuster mit eingeflossen. Diese Kommunikationsmuster beschreiben einen strukturierten Ablauf von Kommunikationsprozessen. Dabei ergeben sich neuartige Probleme im Ablauf der Interaktion, die zu einem inkohärenten Stand der Diskussion führen können. Dadurch, dass die Kommunikationsbeiträge graphisch realisiert werden, können Beiträge von Teilnehmenden übersehen werden. Des Weiteren können Teilnehmende jederzeit und insbesondere auch parallel schreiben, wodurch das Turn-Taking-Prinzip des mündlichen Gesprächs keine Anwendung findet. Die Ziele des Vorhabens lagen zum einen in der Analyse der Besonderheiten des Interaktionsmanagements in synchroner, schriftlicher Kommunikation, und ausgehend davon in der Entwicklung von validierten Gestaltungsempfehlungen für eyetrackingbasierte Kommunikationstools. In einem iterativen Vorgehen mit drei Studien wurden diese Ziele erreicht. Im Bereich der Analyse ist die Musterpyramide ein methodisches Ergebnis. Sie zeigt die Transformation von Rohdaten zu Mustern der Chatkommunikation. Dabei stellt die Form der Pyramide auch gleichzeitig die Menge an Daten der jeweiligen Stufe dar: Durch eine zunehmende Verdichtung der Daten entstehen aus einer großen Menge Rohdaten wenige Ereignisse und Zustände, aus dessen Folge Muster resultieren können. Die Pyramide zeigt zudem, dass Muster schon während ihrer Entstehung erkannt und umgangen werden sollten. Aufbauend auf dieser Pyramide können auch in vergleichbaren technischen Systemen Problemkonstellationen in synchroner Schriftkommunikation erkannt und umgangen werden. Zur Unterstützung der Analyse synchroner Schriftkommunikation steht ein Analysetool zur Verfügung, das auch in anderen Forschungsprojekten genutzt werden kann. Der umfangreiche, im Repository „Common Language Resources and Technology Infrastructure“ (CLARIN Repository https://www.clarin.eu/) bereitgestellte Datenkorpus bietet Forschenden im Bereich der Linguistik und Informatik eine Datenquelle für weitergehende Analysen zur Beantwortung benachbarter Fragestellungen. Im Forschungsprojekt wurden nicht zuletzt verschiedene Gestaltungsoptionen für eyetrackingbasierte Chat- Interfaces (Gaze Chats) getestet. Diese wurden in renommierten Publikationen veröffentlicht. Die elaborierteste Form ist der Gaze Chat mit Lesefortschrittsbalken. Der Source-Code dieses Interfaces steht als Open Source Projekt unter https://github.com/ebiss-project/gaze-chat zur Verfügung und wird in der noch laufenden Dissertation von Christian Schlösser weitergeführt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2017). “Look who’s reading now!” - Evaluating the benefit of interactive eye tracking in chat. In: Abstracts of the 19th European Conference on Eye Movements 2017. eyemovement.org, S. 289
    Christian Schlösser, Carsten Friedrich, Linda Cedli, und Andrea Kienle
    (Siehe online unter https://dx.doi.org/10.16910/jemr.10.6)
  • (2017): Eyetracking als Ressource zur Unterstützung des Interaktionsmanagements in synchroner Schriftkommunikation. In Beißwenger, M. (2017): Empirische Erforschung internetbasierter Kommunikation, De Gruyter, Berlin, Boston. S. 143-174
    Andrea Kienle, Michael Beißwenger, Linda Cedli, Torsten Holmer, Philipp Schlieker-Steens, und Christian Schlösser
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1515/9783110567786-006)
  • (2018). Beyond Gaze Cursor - Exploring Information-Based Gaze Sharing in Chat. In COGAIN '18: Workshop on Communication by Gaze Interaction, June 14-17, 2018, Warsaw, Poland. ACM, New York, NY, USA
    Christian Schlösser, Linda Cedli, Benedikt Schröder, und Andrea Kienle
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1145/3206343.3206345)
  • 2018. Supporting Dyadic Chat Communication with Eye Tracking Based Reading Awareness. In 2018 IEEE 18th International Conference on Advanced Learning Technologies (ICALT). IEEE, 149-151
    Christian Schlösser, Andreas Harrer, und Andrea Kienle
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1109/ICALT.2018.00042)
 
 

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