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Einflussfaktoren und Mechanismen der Entstehung bewusst verfügbaren Wissens in einer impliziten Lernaufgabe
Antragstellerin
Professorin Dr. Hilde Haider
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung
Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 265015646
In der aktuellen impliziten Lernforschung stellen zunehmend mehr Forscher die Frage, wie in einer impliziten Lernsituation Bewusstsein über die zugrunde liegende regelhafte Sequenz entsteht. Zurzeit werden in der aktuellen Literatur zwei Theorieklassen diskutiert. In der ersten wird angenommen, dass explizite Repräsentationen das Resultat einer quantitativen Verstärkung der impliziten Repräsentation sind, und somit kein qualitativ anderes Repräsentationsformat darstellen. Folgt man hingegen der zweiten Theorieklasse, so besteht ein qualitativer Unterschied zwischen impliziten und expliziten Wissensrepräsentationen. Letzterer Theorieklasse ist u.a. die Unexpected-Event-Hypothese (UEH; Haider & Frensch, 2005) zuzurechnen, nach der explizites Wissen die Folge inferenzieller Suchprozesse ist. Diese werden ausgelöst wenn implizites Wissen zu bewusst wahrnehmbaren Veränderungen im Verhalten führen, die die Erwartung verletzen. Ziel der hier vorgeschlagenen Experimente ist es, beide Theorieklassen gegeneinander zu prüfen.In einer ersten Serie von Experimenten wird gezielt die Gedächtnisstärke des erworbenen Sequenzwissens manipuliert, z.B. durch Manipulationen der Wiederholungsrate der Sequenz innerhalb eines spezifischen Kontexts. Vor dem Hintergrund der ersten Klasse von Theorien sollte eine solche Manipulation das Ausmaß expliziten Wissens erhöhen. Hingegen sollte nach der UEH eine alleinige Verstärkung der Repräsentationen ohne zusätzliche Erwartungsverletzung nicht zu einem Anstieg im expliziten Wissen führen.Ziel der zweiten Serie von Experimenten ist es, die Rolle von Handlungs-Effekt-Lernen (R-E-Lernen) als bedeutsame Quelle wahrnehmbarer Erwartungsverletzungen im Verhalten zu untersuchen. Die Befunde von beispielsweise Hoffmann und Kollegen (2001) legen nahe, dass die explizite Zugänglichkeit implizit erworbenen Wissens gesteigert werden kann, wenn die Effekte der Handlungen in impliziten Lernexperimenten verstärkt werden. Zudem kann vor dem Hintergrund der Annahmen von Keele et al. (2003) ein Unterschied zwischen R-E Lernen und Stimulus-Stimulus (S-S) bzw. Reaktions-Reaktions (R-R) Lernen postuliert werden. Während es sich bei ersterem um einen interdimensionalen Lernprozess handelt, da Assoziationen zwischen dem eigenen Verhalten und wahrnehmbaren Ereignisse in der Umwelt generiert werden, beruht letzteres (S-S / R-R Lernen) auf intradimensionalen Assoziationen. In einer zweiten Experimentreihe manipulieren wir daher die R-E-Kontingenzen, während die zu erlernenden S-S- bzw. R-R-Kontingenzen konstant gehalten werden. Wir nehmen an, dass die bewusste Gewahrwerdung einer S-S- bzw. R-R-Sequenz ansteigen sollte, wenn die Reaktionen in der impliziten Lernsituation kontingent ein antizipierbares Ereignis in der distalen Umwelt hervorrufen. Insgesamt leisten damit die im Projekt geplanten Experimente einen Beitrag zum konzeptuellen Verständnis von Bewusstsein und zur Entstehung bewusster Zugänglichkeit von implizit erworbener Information.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich
Professor Dr. Michael Rose