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Louise Ottos frauenemanzipatorische Visionen. Studien zu den Genius-Büchern

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Förderung Förderung von 2014 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 263911009
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Hauptziel des mir von der DFG ermöglichten Moduls Vertretung bestand in intensiven, konzentrierten Quellenstudien als grundlegender Vorarbeit für eine Spezialstudie zum Emanzipationsverständnis von Louise Otto-Peters (LOP), der wohl bedeutendsten deutschen Feministin des 19. Jahrhunderts. Es fokussierte dabei schwerpunktmäßig auf die sog. Genius-Bücher, die ihrem Selbstverständnis zufolge ihr Essentiellstes zur Frauenfrage darstellen, bislang aber kaum wissenschaftliche Beachtung fanden. Dieses Ziel wurde grundsätzlich erreicht, wenngleich nicht sämtliche der Einzelziele innerhalb der sechs festgelegten Untersuchungsebenen vollumfänglich realisiert werden konnten. Insbesondere gelang es, die grundlegenden Emanzipationsinhalte und Legitimierungsstrategien, wie sie von mir bereits für die Bücher „Das Recht der Frauen auf Erwerb“ und „Frauenleben im Deutschen Reich“ festgestellt wurden, zu bestätigen. Herausgearbeitet werden konnte ebenfalls der enge Zusammenhang zwischen diesen Büchern und den Genius-Büchern. Während die Schrift „Das Recht der Frauen auf Erwerb“ kurz nach der Gründung des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins (ADF) geschrieben worden war und dessen Ziele einer größeren Öffentlichkeit bekannt machen sollte, um dem Verein neue Mitglieder zu gewinnen, reagierten die Genius-Bücher bereits auf Kritik der Gegner des ADF. Es ging LOP in ihnen um eine ausführlichere, argumentativ noch stärker unterlegte Behauptung der eigenen Positionen in der Frauenfrage und um eine ausführliche Darlegung und vielfältigere Legitimierung ihrer Geschlechteranthropologie. Sie warb damit nicht nur nachdrücklich für Kernpunkte des eigenen Emanzipationskonzeptes. In der Reihe „Deutsche Frauenwelt“ beim renommierten Verlag von A. Hartleben in Wien/Pest/Leipzig bot sich ihr die Gelegenheit zu einer populären Präsentation ihres Geschlechterkonzeptes; sie konnte hier im wahrsten Sinne des Wortes ihr Emanzipationsprogramm popularisieren. Adressat war ein spezifisch weibliches, bürgerlich-mittelständisches Publikum, an dessen nichtakademische Lesegewohnheiten sie anknüpfte. Dabei verfügte auch LOP über keine akademische Ausbildung, wohl aber über große Belesenheit, langjährige praktische publizistische Erfahrung und kritisches Urteilsvermögen. Als ihr prägnant zusammengefasstes gesellschafts- und frauenemanzipatorisches Testament erachte ich hingegen den Abschnitt „Zukunftshoffnungen“ im Buch „Frauenleben im Deutschen Reich“. Weiter zu erforschen sind der unmittelbare Entstehungskontext der Genius-Bücher, der trotz aufwendiger Recherchen letztlich nicht aufgedeckt konnte. Darüber hinaus müssen auch einzelne geistige Strömungen und gesellschaftliche Entwicklungen, mit denen sie sich auseinandersetzte, weiter untersucht werden. Hierzu ist eine tiefergehende Auswertung der recherchierten Leitartikel von LOP in den „Neuen Bahnen“ und ihrer Annotations- und Rezensionsinhalte vorzunehmen, andererseits muss auch die Suche nach Rezensionen zu ihren Werken und nach biografischen Zeugnissen von und über sie weitergehen. Nur so können die Netzwerke und Konstellationen, in denen sie sich zwischen 1865 und 1871 bewegte, erhellt werden – nur so ist ihre spezifische Rezeptions- und Konstruktionsleistung feministischen Denkens in der geplanten Monografie angemessen zu würdigen. Hauptschwierigkeiten hierbei sind Zeit- und Quellenprobleme: All diese Forschungen sind zeitintensiv. Viele Stränge, biografische, gesellschaftliche, rezeptionsgeschichtliche, sind zu verfolgen – und führen mitunter dennoch zu keinem Ergebnis, weil entscheidende Quellen entweder nicht mehr vorhanden sind oder eben noch nicht ermittelt werden konnten. Aber hierin liegt ein besonderer Reiz historischer Forschung. Das Projekt ermöglichte es, die Louise-Otto-Peters-Forschung ein Stück weiter voranzutreiben und damit zugleich das spezifische Profil meiner Professur auf dem Gebiet der Geschichte der Frauenemanzipation als einer der großen Emanzipationsbewegungen vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart zu schärfen. Öffentlichkeitswirksam konnte ich dies 2015, wo sich in Deutschland 150 Jahre Frauenbewegung jähren, anlässlich von wissenschaftlichen Tagungen sowie in Rundfunksendungen und einem Fernsehbeitrag unter Beweis stellen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • „Menschen werden wollen die Frauen und teilnehmen am Kranz der Arbeit und des Sieges.“ Visionen von Emanzipation, Gemeinsinn und Gesellschaftsreform in der ersten deutschen Frauenbewegung, in: Swen Steinberg/Winfried Müller (Hg.): Wirtschaft und Gemeinschaft. Konfessionelle und neureligiöse Gemeinsinnsmodelle im 19. und 20. Jahrhundert, transcript Verlag, Bielefeld 2014, S. 171-215
    Schötz, Susanne
  • Louise Otto-Peters (1819-1895), in: Sächsische Lebensbilder. Band 7. Leipziger Lebensbilder. Der Stadt Leipzig zu ihrer Ersterwähnung vor 1000 Jahren. 1015-2015, hg. v. Gerald Wiemers, Franz Steiner Verlag in Komm., Stuttgart 2015, S. 411-459
    Schötz, Susanne
 
 

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