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Konstituierung von Region als Wissensraum. Der Beitrag von Volkskunde und Sprachforschung in Württemberg (1890-1930)

Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung Förderung von 2006 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 26273007
 
Das Tübinger Teilprojekt untersucht in einer akteurszentrierten Perspektive und mit einem Fokus auf die volkskundliche Beschäftigung mit sprachwissenschaftlichen Fragen die Rolle ethnographischen Wissens für die Konstituierung von Staat, Region und Landesbewusstsein am Beispiel Württembergs. Es nimmt bewusst jene Jahrzehnte ins Visier, die durch die tiefgreifenden politisch-sozialen Veränderungen des Ersten Weltkriegs markiert sind, und fragt nach den Brüchen und Kontinuitäten im Wissenstransfer zwischen Staatlichkeit, Wissenschaft und Öffentlichkeit bzw. umgekehrt nach der Rolle ‚regionalen’ Orientierungswissens im politischen Neuordnungsprozess.Die territoriale Integration Württembergs und sein Einschreiben in den nationalen Horizont wurden seit dem frühen 19. Jahrhundert begleitet von der Entdeckung regionaler Eigenarten, ihre Feststellung und Beschreibung diente gleichzeitig der Bestätigung der kleinräumigen Differenziertheit wie auch - im Sinne von „Einheit in der Vielfalt“ - der Herstellung eines homogenen Kultur- und Erinnerungsraumes und damit der Konstruktion von Landeseinheit. Ein in dieser Hinsicht vergleichsweise überaus starkes staatliches Engagement hat dafür gesorgt, dass Württemberg am Ende des 19. Jahrhunderts nicht nur als der landeskundlich am besten erforschte Staat des Kaiserreiches galt, sondern hier auch Öffentlichkeiten entstehen konnten, die zur weiteren Popularisierung volkskundlichen Wissens gleichermaßen beitrugen wie zu seiner praktischen Generierung (Schwäbischer Albverein, gegr. 1888; Schwäbischer Heimatbund, gegr. 1909).Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen zwei Langzeitunternehmen der württembergischen Landesforschung - die sog. Oberamtsbeschreibungen (zweite Bearbeitung, 14 Bde., 1893- 1930) und die „Schwäbische Volkskunde“ (7 Bde., 1924-1931) - sowie die Aktivitäten der 1923 am Landeskonservatorium (später: Landesamt für Denkmalpflege) eingerichteten „Abteilung Volkstum“ als erster staatlichen Stelle für Volkskunde in Württemberg. Mit Blick auf die maßgeblich beteiligten Akteure untersucht das Projekt, wie die Erkundung des kulturellen Repertoires von Traditionen und Eigentümlichkeiten - und besonders die Kenntnisse über die sprachlichen Besonderheiten - dazu beigetragen haben, die Kohärenz der Region erzähl- und vermittelbar zu machen. Ein besonderes Augenmerk soll dabei den eigentlich raumexplorierenden Wissensformaten der Sprachgeographie und Namenkunde gewidmet werden, wie sie im Hinblick auf die Institutionalisierung der wissenschaftlichen Volkskunde die Ablösung von der Germanistik einleiten, dem populär agierenden jungen Fach aber gleichzeitig auch ein gefährliches Paradigma an die Hand geben.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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