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Volkskunde als "Heimatwissenschaft": Region und Ethnos. Das Beispiel Schleswig-Holstein 1920-1940
Antragstellerin
Professorin Dr. Silke Göttsch-Elten
Fachliche Zuordnung
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung
Förderung von 2006 bis 2009
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 26272844
Das Projekt will am Beispiel der stark ländlich geprägten Region Schleswig-Holsteins untersuchen, wie sich in den 1920er und 1930er Jahren ein Verständnis von „Volkskunde“ als Wissenschaft von regionaler und damit ländlicher Volkskultur formierte. Die damit einhergehende Beschäftigung mit der ethnischen Minderheit der Nordfriesen und der deutschen Minderheit in Dänemark forderte zugleich nationale und ethnische Zuschreibungen von Volkskultur heraus und lieferte damit Angebote für eine regionale Identitätspolitik. Die akademische Wissensproduktion über die Region erfolgte an den Rändern der universitären Germanistik. Hier bildete sich Volkskunde als wissenschaftliche Heimatkunde heraus, deren Profilierung von an der Universität tätigen Personen mit wissenschaftlichen Ambitionen geleistet wurde. Während sich die Professoren der Germanistik zunehmend auf den Kernbereich ihrer Disziplin konzentrierten, förderten sie zugleich volkskundliches Arbeiten als semi-wissenschaftliches und interdisziplinäres Projekt. Damit wurde das Verständnis von Volkskunde als Disziplin von Personen (zumeist Lehrern) konturiert, die eingebunden, aber nicht voll akzeptiert, in akademische/universitäre Strukturen agierten. Mit ihren intensiven Kontakten in die Region prägten sie zugleich bei Laienforschern und in der Öffentlichkeit die Vorstellung von wissenschaftlicher Volkskunde, die „Heimat“ zum Gegenstand hatte. Das Bemühen um Wissenschaftlichkeit und die Intention einer pädagogisch inspirierten Heimatkunde waren dabei untrennbar verbunden. Am Beispiel ausgewählter Akteure aus den angesprochenen Aktionsfeldern soll nach den Strukturen des so entstehenden Kommunikationsnetzes gefragt werden, nach seiner Bedeutung für die Aushandlungsprozesse um das Verständnis einer wissenschaftlichen Volkskunde, aber auch für den Transfer volkskundlichen Wissens sowohl in die universitäre wie außeruniversitäre Öffentlichkeit. In einem zweiten Schritt sollen die dafür verwendeten Formen der Medialisierung volkskundlichen Wissens (klassische Formate wie Buch, Zeitschrift sowie populäre Formate wie Rundfunk, Lichtbildvortrag, Theaterbühne) untersucht werden. Durch sie entstand ein gesellschaftliches Wissen nicht nur über volkskundliche Inhalte, sondern auch darüber, was Volkskunde als Wissenschaft leisten kann.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen