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Reibung mesoskopischer Kontaktflächen - Untersuchung durch Manipulation mittels Rasterkraftmikroskopie

Antragsteller Dr. Dirk Dietzel
Fachliche Zuordnung Experimentelle Physik der kondensierten Materie
Statistische Physik, Nichtlineare Dynamik, Komplexe Systeme, Weiche und fluide Materie, Biologische Physik
Förderung Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 261462831
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Der Begriff „strukturelle Lubrizität“ bezeichnet einen Reibungszustand, bei dem nahezu verschwindende Reibung an Grenzflächen beobachtet werden kann, wenn diese inkommensurabel sind, d.h. keine „Verzahnung“ der Oberflächenpotentiale möglich ist. Ziel des Projektes war es, die grundlegenden Mechanismen dieses Reibungszustandes durch nanotribologische Reibungsmessungen an Nanopartikeln eingehender zu untersuchen. Obwohl man im Fall heterogener Grenzflächen immer von inkommensurablen Bedingungen ausgehen muss, lassen theoretische Berechnungen erwarten, dass die relative Orientierung von Partikel und Substrat, sowie die Form der Grenzflächen einen maßgeblichen Einfluss auf die Reibung haben sollen. Dies konnte nun für Gold- und NaCl-Partikel auf HOPG bestätigt werden, wobei speziell anhand der zweiten Materialkombination zudem noch gezeigt wurde, dass auch die sublineare Reibungsskalierung, ein wesentliches Merkmal struktureller Lubrizität, stark von dem konkreten Grenzflächenzustand abhängen kann. Im Prinzip lassen sich die zuvor beschriebenen Ergebnisse schon in einem Modell starrer Grenzflächen beschreiben. Dies ist jedoch eine idealisierte Vorstellung, wie weitere Untersuchungen des Projektes gezeigt haben. Konkret konnte durch die Analyse des nanoskaligen Stick-Slips von Sb-Nanopartikeln auf HOPG gezeigt werden, dass es während der Haltephasen der Bewegung zu Anpassungseffekten an der Grenzfläche, kommen kann. Durch solche Kontaktalterungsprozesse, die z.B. der Ausbildung kommensurabler Bereiche zugeschrieben werden können, kann sich die effektive Energiebarriere erhöhen, während das prinzipielle Reibungsverhalten noch den Gesetzmäßigkeiten der strukturellen Lubrizität folgt. Deutlichere Abweichungen vom Modell starrer Grenzflächen konnten für Sb-Partikel auf MoS2 gefunden werden. Dort ließ sich eine kritische Systemgröße nachweisen, oberhalb der die charakteristische, sublineare Flächenskalierung der Reibung zusammenbrach. Basierend auf aktuellen Theorien zur Ausbildung von Versetzungen in Nanopartikelsystemen und unter Berechnung der Wechselwirkungsstärke durch ab-initio Rechnungen zeigte sich eine gute Übereinstimmung zwischen der theoretisch erwarteten und experimentell gefundenen kritischen Systemgröße. Diese Ergebnisse sind insofern sehr interessant, da sie auch für potentielle technische Anwendungen eine fundamentale Limitierung der strukturellen Lubrizität darstellen können. Für Graphit hingegen, das zurzeit wichtigste Material für strukturelle Lubrizität, konnte bislang kein intrinsischer Zusammenbruch der strukturellen Lubrizität gefunden werden. Hier wurde mit NaCl-Partikeln auf HOPG sogar ein neues Materialsystem entdeckt, das hinsichtlich seiner Präparation sehr robust gegen Kontaminationseffekte ist. Obwohl wesentliche Prozessschritte unter Umgebungsbedingungen abliefen, zeigte die Grenzflächenreibung wichtige Merkmale struktureller Lubrizität.

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