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Das Anna und ihr Hund. Weibliche Rufnamen im Neutrum. Soziopragmatische vs. semantische Genuszuweisung in Dialekten des Deutschen und Luxemburgischen
Antragstellerin
Professorin Dr. Damaris Nübling
Fachliche Zuordnung
Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung
Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 261383717
"Das Anna und ihr Hund – Weibliche Rufnamen im Neutrum. Soziopragmatische vs. semantische Genuszuweisung in Dialekten des Deutschen und Luxemburgischen" – Fortsetzungsantrag für das 4. Jahr Ziel: Das auf 4 Jahre konzipierte DACH-Projekt befasst sich seit 2 Jahren mit sog. Ge-nus/Sexus-Diskordanzen, also der Tatsache, dass (nicht-diminuierte) Namen von Frauen und Mädchen im Neutrum stehen können: das Anna, s'Ingid – dabei durchaus mit "Genusbrüchen" wie das Anna – sie bzw. die Anna – es. Diese Neutra waren bislang unerforscht. In vielen Dialekten Deutschlands und der Schweiz werden sie abgebaut. Ziel dieses trinationalen Projekts ist es, noch möglichst umfassend anhand von geplanten 24 Tiefenbohrungen (Explorationen mit mehreren Methoden) dem System und der Funktion dieser 'abweichenden' Genusverwendung nachzugehen, neben der oft auch das Femininum existiert (die Anna). Im Projekt geht es darum, die situative und soziopragmatische Abhängigkeit des Genusgebrauchs möglichst umfassend zu erheben, seine (areal divergierenden) Funktion(en) zu verstehen sowie seiner Genese nachzugehen.1.-3. Jahr: In den ersten beiden Jahren (Stand: August 2017) wurden alle geplanten Arbeitsschritte umgesetzt (theoretische Einarbeitung, Projekttreffen, Pretests etc.), auch weitestgehend die Explorationen, die weit ergiebiger als vermutet waren und deren Auswertung derzeit erfolgt und (wie geplant) das 3. Jahr beanspruchen wird (neben der Auswertung von Lückentexten und Übersetzungen sind sog. Freundesgespräche sowie teilweise lange Interviews (deren für das 3. Jahr vorgesehene Durchführung vorgezogen wurde) zu transkribieren. Darüber hinaus haben wir einen ausführlichen Online-Fragebogen verteilt, um sehr viel mehr Sprecher/innen erreichen zu können als über die 24 Ortspunkte möglich. Durch mehrere tausend Rückläufe in allen drei Ländern lässt sich erstmals das Areal dieser neutralen Namen ermitteln, das größer ist als bislang bekannt. Insgesamt ist es jedoch ein Rückzugsgebiet, dessen letzte Areale wir zu greifen bekommen und woran die jüngste Generation oft keinen Anteil mehr hat. An Ergebnissen deutet sich bereits an, dass die Neutra ursprünglich der sozialen Verortung von Frauen und Mädchen galten und heute – areal und generationell beträchtlich divergierend – der Beziehungsanzeige innerhalb der Trias SprecherIn, AdressatIn und Referentin gelten. Faktoren, die das Neutrum (bzw. Femininum) auslösen, sind der Vertrautheitsgrad innerhalb der Trias, soziale und Altersdifferenzen, Verwandtschaft, Bekanntschaft, Anti- und Sympathie sowie Zugehörigkeit zur Familie/zum Ort, aber auch bestimmte Namenformen und -suffixe. Das 4. Jahr gilt der Diachronie, d.h. der zentralen Frage nach dem Wann, Wie und Warum der Entstehung der Neutra (mehrere Hypothesen haben wir bereits entwickelt). Dafür müssen die Ergebnisse der Explorationen bekannt sein, außerdem sind historische belletristische Dialekttexte zu sichten und Auswanderermundarten aus unserem Gebiet zu sondieren.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Luxemburg, Schweiz
Partnerorganisation
Fonds National de la Recherche; Schweizerischer Nationalfonds (SNF)
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Professorin Dr. Helen Christen; Professor Dr. Peter Gilles