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Umweltgerechtigkeit - Soziale Verteilungsmuster, Gerechtigkeitseinschätzungen und Akzeptanzschwellen lokaler Umweltbelastungen
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professorin Dr. Karin Kurz; Professor Dr. Peter Preisendörfer
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Förderung
Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 257644768
Das aus vier Teilprojekten bestehende und sich auf Deutschland und die Schweiz beziehende Vorhaben will einen Beitrag zur breiteren Etablierung der Environmental Justice-Forschung im deutschen Sprachraum leisten. In der Forschung zur Umweltgerechtigkeit, die in den 1980er Jahren in den USA ihre Anfänge nahm, geht es primär um die sozial gestaffelte Verteilung lokaler Umweltbelastungen auf verschiedene Bevölkerungsgruppen. Konkret sollen im Rahmen des Projekts vier Fragestellungen untersucht werden: Erstens, in welchem Ausmaß stuft die großstädtische Bevölkerung die eigenen Wohnumfeldbedingungen als für die persönliche Lebensqualität bedeutsam ein, und inwieweit bestehen bei diesen Einstufungen schichtspezifische Differenzen. Zweitens, wie ist es um den sozialen Gradienten, d.h. um schichtspezifische Unterschiede von Wohnumfeldbelastungen in Großstädten im deutschsprachigen Raum tatsächlich bestellt? Drittens, in welchem Ausmaß wird die Verteilung der Umweltbelastungen im großstädtischen Kontext von der ortsansässigen Bevölkerung als ungerecht eingeschätzt, und von welchen individuellen und situationalen Faktoren werden diese Gerechtigkeitseinschätzungen beeinflusst? Viertens, unter welchen Bedingungen ist mit Akzeptanz oder aber umgekehrt mit politischem Protest gegen lokale Umweltbelastungen zu rechnen, und welche Rolle spielen dabei speziell Gerechtigkeitsargumente und -einschätzungen? Die hauptsächliche empirische Datenbasis für das Projekt sind schriftlich-postalische Befragungen mit einer Fallzahl von jeweils rund n=1000 Befragten auf der Grundlage von Einwohnermeldeamtstichproben in den vier Ballungsräumen Rhein/Main (Frankfurt, Mainz, Wiesbaden), Hannover, Zürich und Bern. Diese Datenbasis wird ergänzt durch eine Follow-up Online-Erhebung bei denjenigen, die an der schriftlich-postalischen Umfrage teilgenommen haben, sowie um qualitative Leitfadeninterviews mit Experten in der Eingangsphase des Projekts. Die Erfassung der subjektiv wahrgenommenen Umweltbelastungen im eigenen Wohnumfeld (Lärm, Luftverschmutzung, etc.) bildet den Kern der schriftlich-postalischen Umfrage. Methodisch innovativ und herausfordernd ist der Ansatz, gleichzeitig die objektive Belastung des Wohnumfeldes zu erheben. Dies soll durch Georeferenzierung der Wohnadressen der Befragten mit anschließendem Zuspielen von Umweltbelastungsdaten aus einschlägigen Datenbanken erfolgen. Ebenfalls innovativ ist, im Rahmen der Follow-up Online Erhebung, der Rückgriff auf ein Choice-Experiment und einen faktoriellen Survey zur Erfassung der Einstufung der persönlichen Bedeutung der Umweltbedingungen, subjektiver Gerechtigkeitseinschätzungen und individueller Akzeptanzgrenzen bzw. Protestschwellen in Anbetracht lokaler Umweltbelastungen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Schweiz
Partnerorganisation
Schweizerischer Nationalfonds (SNF)
Beteiligte Personen
Professor Dr. Andreas Diekmann; Professor Dr. Ulf Liebe