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Neurokognitive Mechanismen der synästhetischen Wahrnehmung

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 256575971
 
Der Begriff Synästhesie bezeichnet ein seltenes Wahrnehmungsphänomen, bei dem die Stimulation in einer Sinnesmodalität ein zusätzliches Wahrnehmungsempfinden in einer anderen, objektiv nicht stimulierten Modalität oder Wahrnehmungsdimension hervorruft. Eine besonders gut untersuchte Form ist die Graphem-Farb-Synästhesie. Personen mit dieser Form der Synästhesie nehmen objektiv unfarbige Grapheme, also geschriebene Buchstaben oder Zahlen, als farbig wahr. In neurowissenschaftlichen Studien zeigten Synästheten im Vergleich zu Kontrollprobanden eine stärkere neuronale Konnektivität, sowohl zwischen frühen sensorischen Gehirnarealen als auch zwischen höheren und tieferen Arealen innerhalb der visuellen Verarbeitungshierarchie. Behaviorale Ergebnisse weisen außerdem darauf hin, dass der synästhetische Farbeindruck von den verfügbaren attentionalen Ressourcen abhängt. So ist der Farbeindruck stärker, wenn Hinweisreizen für die visuell-räumliche Selektion der Grapheme genutzt werden können, und schwächer, wenn Gehirnareale des parietalen Aufmerksamkeitssystem durch Magnetstimulation deaktiviert werden. Die visuelle Aufmerksamkeit ist also ein bedeutender Faktor für die Entstehung des Farbeindrucks bei Graphem-Farb-Synästheten. Die gemeinsamen neuronalen Mechanismen der visuellen Aufmerksamkeit und der synästhetischen Farbwahrnehmung sind bislang jedoch weitgehend unklar. Mit dem beantragten Projekt verfolgen wir das Ziel, die neurokognitiven Mechanismen der Graphem-Farb-Synästhesie zu identifizieren. Insbesondere soll die Rolle der visuellen Aufmerksamkeit in der synästhetischen Wahrnehmung untersucht werden. Methodisch fokussiert das Projekt auf die Untersuchung der neuronalen Konnektivität zwischen den für die Graphem- und Farbverarbeitung und für die räumliche Selektion relevanten Gehirnarealen. Dazu werden EEG-Ableitungen und kombinierte EEG/fMRT-Studien durchgeführt. Die geplanten Experimente sind in inhaltlicher und methodisch-technischer Hinsicht neuartig in der Synästhesieforschung. Synästhetische Personen bieten zudem die einzigartige Möglichkeit, Wahrnehmungsfehler bei ansonsten neurologisch gesunden Probanden zu untersuchen. Die Ergebnisse dieses Projektes sollten daher nicht nur zu einem besseren Verständnis der Synästhesie beitragen, sondern gleichzeitig auch unser Wissen über Wahrnehmung im Kontext des visuellen Bewusstseins oder der perzeptuellen Merkmalsintegration erweitern.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Beteiligte Person Professor Dr. Mark Greenlee
 
 

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