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Theologiepolitik und Reformationsdeutung im deutschen Nachkriegsprotestantismus am Beispiel Ernst Wolfs

Subject Area Protestant Theology
Term from 2014 to 2018
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 255494632
 
Final Report Year 2019

Final Report Abstract

Ernst Wolf war ein Netzwerker allererster Güte; allein schon aufgrund seiner emsigen Umtriebigkeit als Herausgeber von Zeitschriften und Schriftenreihen sowie durch seine unermüdliche Gremienarbeit en wirkte er als Lobbyist der Dialektischen Theologie und der Bekennenden Kirche. Sein fachpolitischer Einfluss schöpfte sich aus seinem hohen Ansehen in den entsprechenden Milieus und fand Ausdruck in einem umspannenden Beziehungsgeflecht, dass auch mithilfe digitaler Instrumente erfasst worden ist und in einer Datenbank zur Darstellung gebracht werden soll. Dies gilt auch für die bisher nur als Manuskript vorliegenden Projektergebnisse. Das Wirken Ernst Wolfs in den Orientierungsdebatten des Nachkriegsprotestantismus zeichnete sich durch eine scharfe Polemik aus. Als Schlüsselfigur des Lagers der Dialektischen Theologie und als dezidierter Barth-Freund förderte und verhinderte er Karrieren. Gleichwohl traf er in breiten Teilen der evangelischen Kirche auf Zuspruch mit seinem schonungslosen Willen zur Abrechnung und zu persönlichen Schuldzuweisungen, wie sie insbesondere in seiner kirchenhistorischen Monographie „Barmen“ vorgetragen wurden. Sein an der Dialektik geschultes Denken widersprach dem Pragmatismus der Wiederaufbauzeit, der sich nur zu leicht mit den „Persilscheinen“ einer billigen Gnade des Vergessens zufriedengab. Unbeschadet der umfassenden Schuldzuweisungen und Verurteilungen verharrte Wolf in der für den Vorkriegsprotestantismus skeptischen Demokratie-Reserviertheit. Letztlich schätze Wolf, der eine Rechristianisierung der Nachkriegsgesellschaft voraussetzte, den Gang der Entwicklung von Kirche und Gesellschaft falsch ein. Entgegen der eigenen Intention ist die Wirkung Wolfs, die uns vor allem in den beiden Monographien „Barmen“ und „Sozialethik vorliegt, auf den binnentheologischen Bereich beschränkt geblieben.

 
 

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