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Archäologische und naturwissenschaftliche Untersuchungen zur Landnutzungsgeschichte des Südschwarzwalds

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 255349580
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Rahmen des interdisziplinären Projekts konnten erstmals Seesedimente aus den großen Schwarzwaldseen Titisee, Feldsee und Bergsee sowie zusätzlich aus dem Schluchsee archäobotanisch und geochemisch untersucht werden. Parallel dazu wurden archäologische Begehungen und Grabungen sowie archäopedologische Prospektionen im und am Rand des Südschwarzwalds durchgeführt. Die grundsätzliche Frage war, wann, auf welche Art und mit welcher Intensität die Menschen den klassischen Ungunstraum von der Steinzeit bis in die frühe Neuzeit nutzten. Aus den Seen konnten Bohrkerne zwischen fünf und über 27 m Länge mit geschichteten Sedimenten für die Analyse gewonnen werden. Die Profile sind 14C-datiert und konnten in zehn bis 14 Pollenzonen unterteilt werden. Hinsichtlich der menschlichen Eingriffe zeigten sich zahlreiche, meist kurze und kleinräumige Landnutzungsphasen durch alle Zeitstufen, die etwa durch Birkengipfel, Getreide- und Spitzwegerich-Pollen belegt sind. Dabei gibt es wenige Gleichläufigkeiten in den Sedimentprofilen zwischen den Seen, jedoch immer wieder Parallelen von Nutzungsaufgaben und klassischen Stufengrenzen der archäologischen Datierung etwa bei der Urnenfelderzeit oder dem Ende der Spätlatènezeit. Die geochemischen Analysen zeigten, dass Titan als aussagefähiger Indikator für externen Sedimenteintrag durch Bodenerosion herangezogen werden kann. Zusammenhänge zwischen menschlicher Landnutzung und Bodenerosion sind daher gut belegbar. Die Kombination von Pollen- und Geochemiedaten aus den Sedimentkernen von Titisee, Bergsee und Feldsee zeigt einen klaren und direkten Einfluss von menschlicher Aktivität in Form von geänderter Landnutzung, was mit ansteigender Bodenerosion einhergeht. Die frühesten Belege finden sich am Titisee bereits ab der frühen Bronzezeit. Die archäologischen Begehungen erbrachten zahlreiche neue Silex-Artefakte aus dem Schwarzwald selbst. Vorgeschichtliche Keramik war hier sehr selten, ab der Merowingerzeit häufen sich jedoch die entsprechenden Funde. Am Rand des Schwarzwalds konnten zahlreiche neue Fundstellen entdeckt werden, die eine intensivere Nutzung dieses Raums bzw. einen potenziellen Nutzungsdruck auf den Schwarzwald nahelegen. Die Ausgrabung mehrerer sogenannter Steinhügel belegte, dass diese als Zeugnisse spätmittelalterlicher und neuzeitlicher Landnutzung zu deuten sind. Kolluvien weisen auf die vor allem seit dem Mittelalter intensive Erosion bzw. Bodenüberdeckung hin, die somit auch die Befund- und Fundüberlieferung wesentlich beeinflusst.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Bronzezeitliche Landnutzung im diachronen Vergleich - Fallbeispiele aus Südwestdeutschland. In: B. Nessel/ I. Heske/D. Brandherm (Hrsg.), Ressourcen und Rohstoffe in der Bronzezeit, Nutzung - Distribution - Kontrolle. Arbeitshefte zur Bodendenkmalpflege in Brandenburg 26 (Wünsdorf 2014) 13–27
    M. Rösch/E. Fischer/A. Kleinmann/J. Lechterbeck/G. Tserendorj/L. Wick
  • Land use and food production of the Iron Age as indicated by botanical offsiteand offsite-data. In: S. Hornung (Hrsg.), Produktion - Distribution - Ökonomie. UPA 258 (Bonn 2014) 293–306
    A.-K . Trondman, M.-J. Gaillard, F. Mazier, S. Sugita, R. Fyfe, A. B . Nielsen, C. Twiddle, P. Barratt, H. J. B. Birks, A. E. Bjune, L . Björkman, A. Broström, C. Caseldine, R. David, J. Dodson , W. Dörfler, E. Fischer, B. van Geel, T. Giesecke, T. Hultberg, L . Kalnina, M. Kangur, P. van der Knaap, T. Koff, P. Kunes, P. Lageras, M. Rösch, E. Fischer, J. Lechterbeck, G. Tserendorj, L. Wick
  • Offenheit als vegetationsgeschichtlicher Begriff – Definition, Proxidaten, Problematik. Siedlungsforschung. Archäologie - Geschichte - Geographie 31, 2014, 9–28
    M. Rösch
  • Pollen-based quantitative reconstructions of Holocene regional vegetation cover (plant-functional types and land-cover types) in Europe suitable for climate modelling. Global Change Biology (2014)
    A.-K . Trondman, M.-J. Gaillard, F. Mazier, S. Sugita, R. Fyfe, A. B . Nielsen, C. Twiddle, P. Barratt, H. J. B. Birks, A. E. Bjune, L . Björkman, A. Broström, C. Caseldine, R. David, J. Dodson , W. Dörfler, E. Fischer, B. van Geel, T. Giesecke, T. Hultberg, L . Kalnina, M. Kangur, P. van der Knaap, T. Koff, P. Kunes, P. Lageras, M. Latalowa, J. Lechterbeck, C. Leroyer, M. Leydet, M. Lindbladh, L . Marquer, F. J. G. Mitchell, B. V. Odgaard, S. M. Peglar, T. Persson, A. Poska, M. Rösch, H. Seppä, S. Veski and L. Wick
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1111/gcb.12737)
  • Abies alba and Homo sapiens in the Schwarzwald - a difficult story. IANSA 6/1, 2015, 47–62
    M. Rösch
  • Influence of catchment vegetation on mercury accumulation in lake sediments from a long-term perspective. Science of the Total Environment 538 (2015) 896–904
    J. Rydberg/M. Rösch/E. Heinz/H. Biester
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.scitotenv.2015.08.133)
  • Archäologische und naturwissenschaftliche Untersuchungen zur Landnutzungsgeschichte des Südschwarzwalds. Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2015 (Stuttgart 2016) 50–55
    Thomas Knopf, Steven Bosch, Lucas Kämpf, Heiko Wagner, Elske Fischer, Lucia Wick, Laurent Millet, Damien Rius, Fanny Duprat-Oualid, Manfred Rösch, Karl-Heinz Feger, Andrea Bräuning
  • Ein Pollenprofil aus dem Schluchsee zur Kenntnis der Landnutzungsgeschichte im Hochschwarzwald. Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2016 (Stuttgart 2017) 28–32
    Manfred Rösch
  • Land use dynamics derived from colluvial deposits and bogs in the Black Forest, Germany. Journal of Plant Nutrition and Soil Science
    J. Henkner/J. Ahlrichs/E. Fischer/M. Fuchs/T. Knopf/M. Rösch/T. Scholten/P. Kühn
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1002/jpln.201700249)
  • Schwarzwald: Urwald oder Siedlungsraum? Archäologie in Deutschland 2017/1, 75
    E. Fischer/M. Rösch
  • (2018) Looking back – looking forward: A novel multi-time slice weight-of-evidence approach for defining reference conditions to assess the impact of human activities on lake systems. Science of the Total Environment 626 (2018) 1036–1046
    Hollert H., Crawford, S.E., Brack W., Brinkmann M., Fischer E., Hartmann, K., Keiter, St., Ottermanns, R., Ouellet, J. D., Rinke, K., Rösch, M., Roß-Nickoll, M., Schäffer, A., Schüth, Ch., Schulze, T., Schwarz, A., Seiler, T.-B., Wessels, M., Hinderer, M., Schwalb A.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.scitotenv.2018.01.113)
 
 

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