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Die Logik und Metaphysik des Grundes

Antragsteller Dr. Stephan Krämer
Fachliche Zuordnung Theoretische Philosophie
Förderung Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 255331027
 
Metaphysik, so heißt es oft, handelt davon, was es gibt, und wie es ist. Es gibt aber auch eine andere Auffassung, die historisch mit Aristoteles verknüpft ist, und zuletzt von Kit Fine und anderen wiederbelebt wurde, der zufolge es noch eine weitere Kernfrage der Metaphysik gibt: Welche Tatsachen hängen von anderen ab, bzw. sind durch sie begründet? Die erste Ansicht setzt ein Bild der Welt als bloße Ansammlung von Fakten voraus, die zweite trägt dem Umstand Rechnung, dass die Welt Struktur hat: manche Tatsachen bestehen weil andere es tun. "Weil" und verwandte Worte dienen nun oft zur Beschreibung kausaler Strukturen, z.B. wenn wir sagen, dass das Glas zerbrochen ist, weil es herunter fiel. In den für die Metaphysik interessantesten Fällen spürt das "weil" aber nicht-kausalen Beziehungen nach, z.B. wenn wir fragen ob moralische Tatsachen bestehen, weil es bestimmte Fakten über mentale Ereignisse tun, und ob jene wiederum ihren vollständigen Grund in physikalischen Umständen haben; in diesen Fällen kann keine Kausalbeziehung vorliegen. Das so verwendete "weil" nenne ich metaphysisches weil, und die von ihm beschriebene Relation metaphysische Erklärung. Obwohl die Idee, dass die Welt durch metaphysische Erklärungsbeziehungen strukturiert ist, intuitiv sehr plausibel ist, und bereits in Platos Euthyphro und Aristoteles Lehre der vier Ursachen klar zum Ausdruck kommt, ist die Theorie des metaphysischen weil im 20. Jahrhundert stark vernachlässigt worden. Dies ist teils eine Spätfolge der Metaphysikkritik der logischen Positivisten, und teils der besonderen Komplexität des Begriffs des metaphysischen weil geschuldet, die ihn länger als etwa die modalen Begriffe einer systematischen Behandlung unzugänglich erscheinen ließ. Erst 2001, mit Kit Fines Essay "The Question of Realism", endete diese Phase; seitdem hat sich eine äußerst produktive Debatte entwickelt, die in der theoretischen Aufarbeitung des metaphysischen weil wichtige erste Schritte getan hat. Ausgangspunkt für dieses Projekt ist die Überzeugung, dass das metaphysische weil ähnlich zentraler Bestandteil des begrifflichen Instrumentariums der Metaphysik ist, wie etwa die Begriffe der Existenz, der Identität und der Notwendigkeit. Während sich unsere Theorien der letzteren Begriffe über das 20. Jahrhundert, nicht zuletzt durch Fortschritte der formalen Logik und Semantik, enorm verbessert haben, besteht hier für das "weil" starker Nachholbedarf. Ziel des Projekts ist es, diesen Rückstand signifikant zu verringern. Dazu werde ich die strukturellen Eigenschaften des metaphysischen weil erörtern, sowie vor allem sein Zusammenspiel mit den anderen Kernbegriffen der Logik und Metaphysik, besonders denen der Existenz und der Allgemeinheit, systematisch untersuchen. Hierzu werde ich auch formale Methoden der Logik und Semantik in Anschlag bringen, wobei ich aber stets die genuin philosophische Fragestellung im Fokus behalte, zu deren Beantwortung diese Methoden beitragen sollen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Großbritannien
 
 

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