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'Sympathie, Imitation und Ambition': Die deutsche Wiederentdeckung der mittelalterlichen Architektur Süditaliens im 19. Jahrhundert

Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Architektur, Bau- und Konstruktionsgeschichte, Bauforschung, Ressourcenökonomie im Bauwesen
Förderung Förderung von 2014 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 254969058
 
Von den Normannen zu den Schwaben, von den Anjou zu den Aragonesen haben jeweils aufeinanderfolgende Dynastien in Süditalien vom 11. bis zum 15. Jhd. ein vielfältiges politisches Umfeld geschaffen, das zur Entfaltung einer außergewöhnlich reichhaltigen Architektur beitrug, die sowohl von östlichen als auch westlichen Kulturen beeinflusst war. Im Gegensatz zu früheren Epochen wurde dieser Architektur im 19. Jhd. besondere Aufmerksamkeit zuteil, die weit über regionale und nationale Grenzen hinausging. In der Tat wurde die Wiederentdeckung der mittelalterlichen Kunst und Architektur Süditaliens im frühen 19. Jhd. hauptsächlich durch die scharfsinnigen und forschenden Blicke Nicht-italienischer Gelehrter herbeigeführt. Vor allem Deutsche gehörten zu den ersten, die ihr Augenmerk auf die normannisch-sizilianische Baukunst richteten und die Architektur der Hohenstaufen in Apulien entdeckten. Dieses Forschungsprojekt untersucht die Rezeption mittelalterlicher Architektur des Mezzogiorno außerhalb Italiens im 19. Jhd., angefacht vom allgemeinen Interesse an dem, was D'Agincourt die Lücke in der Kunstgeschichtsschreibung - sprich das Mittelalter - nannte. Anhand der Analyse eines breiten Spektrums textueller und visueller Quellen möchte ich vor allem die Art und Weise erforschen, in der diese Architektur jenseits der Alpen entdeckt, wahrgenommen, dargestellt, erforscht und nachgeahmt wurde, als auch ihren Einfluss auf das künstlerische und kulturelle Leben in Deutschland, England und Frankreich untersuchen. Es wird beabsichtigt, eine neue Herangehensweise für das Verständnis der Rezeption süditalienischer Mittelalterarchitektur zu erarbeiten, indem ein größerer Schwerpunkt auf die transnationale Dimension gesetzt wird. Das abschließende Ziel ist es, über eine Studie der Rezeption selbst hinaus auch zum Verständnis ihrer Motive in einer internationalen und vergleichenden Perspektive beizutragen. Durch die Auswertung dieser Aspekte innerhalb eines breiteren geographischen und fachübergreifenden Rahmens, eines Kontexts, der über das offensichtliche und gut erforschte Interesse an der jeweils eigenen Vergangenheit und lokaler Kunsttradition weit hinaus geht, möchte ich die Bedeutung ausländischer Perspektiven auf das süditalienische Mittelalter neu evaluieren, unter besonderer Berücksichtigung des außergewöhnlichen deutschen Beitrags. Meines Erachtens trat die internationale Begeisterung für die mittelalterliche Architektur des Königreichs Sizilien im 19. Jhd. durch verschiedene größere westliche Strömungen und Bewegungen auf: Historismus, Nationalismus und Orientalismus. In diesem komplexen Gefüge patriotischer Empfindungen und der Sehnsucht nach dem Exotischen wurde ein erneutes Interesse am faszinierenden Gebiet zwischen Europa, Afrika und dem Orient mit einer überaus reichen und komplexen architektonischen Tradition hervorgerufen, einer Tradition, die ehemals als 'barbarisch' an die Ränder der europäischen Kunstgeschichte verbannt wurde.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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