Detailseite
Projekt Druckansicht

Empirisierung des Transzendentalen. Epistemologische Voraussetzungen und Erscheinungsformen der Moderne in Wissenschaft, Literatur und Kunst um 1900.

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 2014 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 254342803
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In der zweiten Hälfte des 19. Jh. prägen zunehmend empirisch verfahrende Wissenschaften die Wissenslandschaft und den öffentlichen Diskurs. Das Netzwerk hatte sich zum Ziel gesetzt zu untersuchen, wie die von Immanuel Kant als apriorisch (vor aller Erfahrung) bestehenden Kategorien und Anschauungsformen sukzessive in den Bann einer empirischen Untersuchung geraten und was daraus für Wissenschaften und Künste folgt. Überall entzieht man im 19. Jh. die Beantwortung der Frage nach den ›Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis‹ der philosophischen Erkenntnistheorie, und das ehemals transzendentale Apriori wird nun dezidiert im Bereich möglicher Erfahrung verortet: im Nervensystem, der Stammesgeschichte, der Psyche, der kulturellen Überlieferung, der Sprache. Damit wird aber das vormals Apriorische zu einer Erfahrungstatsache, mithin kontingent. Dieser Prozess, seine Resultate und Aporien sowie seine Erscheinungsformen und Konsequenzen in der künstlerischen Arbeit und Erfahrung standen im Zentrum des Netzwerks. Die wesentlichen Erkenntnisfortschritte, die das Netzwerk erbrachte, liegen 1) in der Einbeziehung der Völkerpsychologie, der Sprachwissenschaft und der Kunst(wissenschaft) als Bereiche, in denen es ebenso wie in der Philosophie und Wissenschaftsgeschichte (aber bisher noch nicht gleichermaßen erforschte) Empirisierungsschübe vormals transzendental gedachter Kategorien gab, 2) in der Differenzierung und Systematisierung verschiedener Ansatzpunkte, Funktionen und historischer Ausprägungen von Empirisierung bzw. Naturalisierung (z. B. methodologische und ontologische, prinzipielle und partielle, reduktive und nicht-reduktive, direkte und indirekte), 3) im Aufspüren von Ausweichbewegungen und funktionalen Äquivalenten von Transzendentalien um 1900 (etwa den Typologien, Weltanschauungslehren, alternativen Erfahrungsbegriffen in Künsten und Wissenschaften), was durch einen problemgeschichtlichen methodologischen Ansatz ermöglicht wurde, 4) im Aufdecken von Kontinuitäten im Problembezug (bei teilweise diskontinuierlichen Lösungsversuchen), die sich ausgehend von Kant mal mehr, mal weniger mittelbar über die Wissenschaften des 19. Jh. und den literarischen Realismus bis hin zur Wissenschaft, Weltanschauung und Kunst in der Moderne erstrecken.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung