Empirisierung des Transzendentalen. Epistemologische Voraussetzungen und Erscheinungsformen der Moderne in Wissenschaft, Literatur und Kunst um 1900.
Zusammenfassung der Projektergebnisse
In der zweiten Hälfte des 19. Jh. prägen zunehmend empirisch verfahrende Wissenschaften die Wissenslandschaft und den öffentlichen Diskurs. Das Netzwerk hatte sich zum Ziel gesetzt zu untersuchen, wie die von Immanuel Kant als apriorisch (vor aller Erfahrung) bestehenden Kategorien und Anschauungsformen sukzessive in den Bann einer empirischen Untersuchung geraten und was daraus für Wissenschaften und Künste folgt. Überall entzieht man im 19. Jh. die Beantwortung der Frage nach den ›Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis‹ der philosophischen Erkenntnistheorie, und das ehemals transzendentale Apriori wird nun dezidiert im Bereich möglicher Erfahrung verortet: im Nervensystem, der Stammesgeschichte, der Psyche, der kulturellen Überlieferung, der Sprache. Damit wird aber das vormals Apriorische zu einer Erfahrungstatsache, mithin kontingent. Dieser Prozess, seine Resultate und Aporien sowie seine Erscheinungsformen und Konsequenzen in der künstlerischen Arbeit und Erfahrung standen im Zentrum des Netzwerks. Die wesentlichen Erkenntnisfortschritte, die das Netzwerk erbrachte, liegen 1) in der Einbeziehung der Völkerpsychologie, der Sprachwissenschaft und der Kunst(wissenschaft) als Bereiche, in denen es ebenso wie in der Philosophie und Wissenschaftsgeschichte (aber bisher noch nicht gleichermaßen erforschte) Empirisierungsschübe vormals transzendental gedachter Kategorien gab, 2) in der Differenzierung und Systematisierung verschiedener Ansatzpunkte, Funktionen und historischer Ausprägungen von Empirisierung bzw. Naturalisierung (z. B. methodologische und ontologische, prinzipielle und partielle, reduktive und nicht-reduktive, direkte und indirekte), 3) im Aufspüren von Ausweichbewegungen und funktionalen Äquivalenten von Transzendentalien um 1900 (etwa den Typologien, Weltanschauungslehren, alternativen Erfahrungsbegriffen in Künsten und Wissenschaften), was durch einen problemgeschichtlichen methodologischen Ansatz ermöglicht wurde, 4) im Aufdecken von Kontinuitäten im Problembezug (bei teilweise diskontinuierlichen Lösungsversuchen), die sich ausgehend von Kant mal mehr, mal weniger mittelbar über die Wissenschaften des 19. Jh. und den literarischen Realismus bis hin zur Wissenschaft, Weltanschauung und Kunst in der Moderne erstrecken.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Empirisierung des Transzendentalen. Epistemologische Voraussetzungen und Erscheinungsformen der Moderne in Wissenschaft, Literatur und Kunst. In: Scientia Poetica 19 (2015), S. 181-211
Philip Ajouri und Benjamin Specht
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‚Empirisierung des Transzendentalen‘. Voraussetzungen und Erscheinungsformen der Moderne in Wissenschaft, Kunst und Literatur um 1900. Forschungsdiskussion. In: Scientia Poetica 19 (2015), S. 181-344
Philip Ajouri und Benjamin Specht (Hg.)
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Kunst und Erfahrung um 1900. Die ‚Empirisierung des Transzendentalen‘ und die ästhetische Moderne. Eine Einleitung. In: Kulturpoetik 17 (2017), 1. Heft, S. 4-20
Benjamin Specht
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Kunst und Erfahrung um 1900. Die ‚Empirisierung des Transzendentalen‘ und die ästhetische Moderne. In: Kulturpoetik 17 (2017), Heft 1 (Themenheft), S. 4-140
Philip Ajouri und Benjamin Specht (Hg.)
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‚Empirisierte Transzendentalpoesie‘. Wirklichkeits- und Subjektbegriff in Poetik und Lyrik von Arno Holz. In: Kulturpoetik 17 (2017), 1. Heft, S. 61-79.
Benjamin Specht
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„Bekanntlich sehen wir, was wir wissen: Chiffren, Sigel, Abkürzungen, Zusammenfassungen“. Robert Musil und die Empirisierung des Transzendentalen. In: Kulturpoetik 17 (2017), 1. Heft, S. 81-99
Philip Ajouri
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Empirisierung des Transzendentalen. Erkenntnisbedingungen in Kunst und Wissenschaft 1850-1920. Göttingen: Wallstein 2019. 430 S.
Philip Ajouri und Benjamin Specht (Hg.)
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„Gesänge der Düfte, Töne und Farben“. Die Poetik von Max Dauthendeys Ultra Violett. Einsame Poesien (1893) und die ‚Empirisierung des Transzendentalen‘. In: Philip Ajouri und Benjamin Specht (Hg.): Empirisierung des Transzendentalen. Erkenntnisbedingungen
Benjamin Specht
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„Kategoriale Objektivität“ in Adalbert Stifters Nachkommenschaften. Eine Empirisierung des Transzendentalen im literarischen Realismus? In: Philip Ajouri und Benjamin Specht (Hg.): Empirisierung des Transzendentalen. Erkenntnisbedingungen in Kunst und Wis
Philip Ajouri