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Väterliche Untreue, Alter und väterliche Brutvorsorge: Fitness Konsequenzen und genetische Korrelationen
Antragstellerin
Julia Schroeder, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Evolution, Anthropologie
Ökologie und Biodiversität der Tiere und Ökosysteme, Organismische Interaktionen
Ökologie und Biodiversität der Tiere und Ökosysteme, Organismische Interaktionen
Förderung
Förderung von 2014 bis 2017
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 254085786
Das Vorkommen von Fremdvaterschaften ist ein häufiges Phänomen, unser Wissen darüber wie Selektion und Evolution dieses Verhalten geformt haben ist jedoch beschränkt. Fremdvaterschaften sind vorteilhaft für Männchen, die, da sie keine aufwändige elterliche Fürsorge für die derartig gezeugten Nachkommen betreiben müssen, zusätzlich Fitnessvorteile erhalten. Bei Weibchen ist dies nicht so, bis heute ist unklar, warum Weibchen nicht stattdessen Nachkommen mit dem sozialen Partner produzieren. Die Hypothese der indirekten Fitnessvorteile erklärt dieses Phänomen, die Resultate empirischer Untersuchungen zu diesem Thema sind jedoch zweideutig. Ein Grund dafür ist möglicherweise dass insbesondere die Fitnesskosten für Weibchen nur schwierig zu erfassen sind, weil die Zusammenhänge innerhalb von Individuen nur schwierig zu erfassen sind. Eine weitere Hypothese für die Ursachen der weiblichen Untreue ist sexuell antagonistischen Selektion, wo Selektion für Untreue in Männchen durch genetische Korrelation auch das Verhalten in Weibchen verursacht. Seit kurzem wird zudem häufig eingeräumt, dass Verhalten, welches zu Fremdvaterschaften führt, häufig durch soziale Feedback Effekte beeinflusst wird. Die Nichtbeachtung solcher indirekter sozialer Effekte kann die Abschätzung von genetischen Korrelationen beeinflussen. Ich schlage vor, unter Berücksichtigung von sozialem Feedback die genetische Korrelation zu ermitteln, die Fitnesskonsequenzen von Fremdvaterschaften festzustellen und zwei Hauptquellen für Fitnesskosten im Detail betrachten. Ein wichtiger, für Weibchen kostspieliger Prozess, liegt darin dass betrogene Männchen dazu neigen, ihre elterliche Brutfürsorge zu reduzieren. Der Effekt ist zwischen Arten etabliert, der Trade-off findet jedoch auf der Ebene des Individuums statt. Die Analyse von Prozessen innerhalb von Individuen erfordert hohe Stichprobengrößen: die Daten, die mir zur Verfügung stehen erfüllen diese Anforderungen besonders gut. Ein weiterer wichtiger, aber häufig ignorierter Kostenpunkt sind Alterungseffekte. Es sind vorwiegend alte Männchen, die Fremdvaterschaften erwerben. Wir haben deutliche Hinweise darauf, das Nachkommen von alten Männchen eine geringere Fitness haben, als Nachkommen von jüngeren Männchen. Selbst wenn Weibchen indirekte Fitnessvorteile durch Fremdvaterschaften erwerben, könnten solche Alterserscheinungen diese wieder wettmachen. Die für dieses Projekt besonders geeignete Langzeitdaten einer Freilandpopulation sollen im Detail analysiert werden, um beide Hypothesen testen und die Fitnesskosten abschätzen, unter besonderer Berücksichtigung von Brutfürsorge und Alterserscheinungen. Gezielte Experimente werden die Ergebnisse ergänzen. Die genetischen Architektur von Untreue, unter besonderer Berücksichtigung von sozialem Feedback, soll erfasst werden. Die Ergebnisse werden es hoffentlich erlauben, besser zwischen den Hypothesen zu unterscheiden, und unser Verständnis von der Evolution von Untreue zu verbessern.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Großbritannien
Beteiligte Personen
Professor Dr. Terry Burke; Professor Dr. Bart Willem Kempenaers