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Intensive Sprachhandlungstherapie II: Mechanismen der Neurorehabilitation der Sprache
Antragsteller
Professor Dr. Friedemann Pulvermüller, seit 6/2019
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung
Förderung von 2014 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 253775312
Intensive Sprach-Handlungstherapie (oder Constraint-induced aphasia therapy, CIAT/ILAT), ist eine etablierte Methode zur erfolgreichen Behandlung chronischer Aphasien nach Schlaganfall. In verschiedenen randomisiert-kontrollierten Studien (RKT) konnte gezeigt werden, dass CIAT/ILAT die sprachlichen Fähigkeiten von Aphasikern bereits innerhalb von zwei Behandlungswochen signifikant verbessert, auch im hohen Alter und bei langer Krankheitsdauer. Allerdings ist noch nicht vollständig geklärt, welche spezifischen Mechanismen der hohen Wirksamkeit dieses Therapieverfahrens zugrunde liegen. Im Rahmen dieses Forschungsprojektes soll daher der spezifische Beitrag der drei wesentlichen Merkmale der CIAT/ILAT Methode genau untersucht werden: der Dauer und Intensität des Trainings, der Handlungseinbettung des Sprachgebrauchs, sowie der Fokussierung der Patienten auf die gesprochene Sprache. Im ersten Projektteil konnten wir in zwei therapeutischen RKT zeigen, dass sowohl die Handlungseinbettung als auch die Behandlungsdauer (nicht jedoch die Intensität) den Behandlungserfolg steigern. Diese Ergebnisse sind nicht nur für die wissenschaftliche Erklärung der Mechanismen der kortikalen Reorganisation von Sprache bedeutsam, sie werfen zudem neue Fragen auf, die für die klinisch-linguistische Praxis hochrelevant sind und weiterer Forschungsarbeit bedürfen. Deshalb wollen mit weiteren RKT folgende Fragen beantworten: (1) Führt die Handlungseinbettung von Sprache generell zu einer besseren Therapiewirksamkeit bei unterschiedlichen Aphasiesyndromen, so wie wir es in vorherigen Studien bereits spezifisch für die Behandlung nicht-flüssiger Aphasien nachweisen konnten? (2) Wenn moderat-intensive und hoch-intensive Sprachtherapien ähnlich wirksam sind, wie es unsere Vorergebnisse nahelegen, wo genau ist dann die Intensitätsschwelle, ab derer eine höhere Intensität eine Therapieverbesserung bewirkt? (3) Ist ein Therapieverfahren, das auf das Training gesprochener Sprache fokussiert, wirksamer als eines, das eine freie Wahl der kommunikativen Modalitäten ermöglicht? Aufgrund unserer unerwarteten Vorergebnisse zum Einfluss der Sprachtherapie auf die depressive Symptomatik der Patienten, wollen wir im zweiten Projektteil auch die Wechselwirkung zwischen Sprachverarbeitung, Depressivität und Lebensqualität in den Fokus rücken. Zudem wollen wir mithilfe von bildgebenden Verfahren (EEG und fMRT), kortikale Reorganisationsmechanismen analysieren, die mit therapie-induzierten Verbesserungen einhergehen. Langzeit-Nachuntersuchungen sollen ausserdem prüfen, ob Therapieeffekte noch 1 bis 2 Jahre nach Therapieende nachweisbar sind. Wir erhoffen uns wichtige Fortschritte im Hinblick auf eine Verbesserung des Verständnisses der neuronalen Reorganisationsmechanismen bei neurologisch bedingten Sprachstörungen und im Hinblick auf die Optimierung klinisch-linguistischer Methoden der Therapie chronischer Aphasien.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Ehemalige Antragstellerin
Professorin Dr. Bettina Mohr-Pulvermüller, bis 6/2019