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Ideomotorische Effekte beim gemeinsamen Handeln: Der Einfluss antizipierter Partnerreaktionen auf Handlungskontrollprozesse

Antragstellerin Dr. Romy Müller
Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2014 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 253524940
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im hier berichteten Projekt wurde im Rahmen von 13 Experimenten untersucht, wie sich die Kompatibilität antizipierter Reaktionen eines Partners auf Prozesse der Selektion von Handlungen und der Selektion von Aufgaben auswirkt. Es wurde gefunden, dass Einflüsse auf Handlungen in gemeinsamen Objektmanipulations-Aufgaben eher die Ausnahme sind als die Regel. Dies scheint nicht auf die Multitouch-Technologie per se zurückzuführen zu sein (Ausbleiben auch in Experiment 6 und einem weiteren hier nicht berichteten Experiment, beide Male ohne Multitouch). Auch scheint es nicht an der zu hohen Komplexität der Aufgaben zu liegen (Ausbleiben auch im minimalistischen Experiment 5). Anstatt dessen wird vermutet, dass die Durchführung einer gemeinsamen Objektmanipulations-Aufgabe die Aufmerksamkeit von Personen von den Details der Ausführung einer Handlung weg lenkt – dass also nicht mehr darauf geachtet wird WIE der Partner seine Bewegung durchführt sondern nur DASS und vielleicht WANN er handelt. In Bezug auf die neu hinzu gekommenen Experimente 7-13 liegt der wesentliche wissenschaftliche Fortschritt darin, die Mechanismen besser zu verstehen, die für die unerwartete Wirkung antizipierter Partnerreaktionen auf Prozesse der Aufgabenselektion verantwortlich sind. Hier legen die Experimente nahe, dass inkompatible Partnerreaktionen in schwierigen Aufgaben – also in Aufgaben, die ein Ignorieren von Störreizen erfordern – zu einer Eingrenzung des Aufmerksamkeitsfokus führen. Diese Eingrenzung generalisiert, so dass auch andere Störreize besser ausgeblendet werden können. Diese Hypothese wird in zukünftigen Arbeiten weiter untersucht. Überraschungen traten im Verlauf des Projektes so wie in vermutlich allen spannenden Forschungsprojekten eigentlich ständig auf. Für mich waren die zwei größten Überraschungen folgende. Erstens, das fast vollständige Ausbleiben von Vorteilen der Kompatibilität antizipierter Partnerreaktionen bei der gemeinsamen Objektmanipulation. Eine unmittelbar damit verbundene Überraschung gab es als ich die Daten von Experiment 5 auswertete und trotz des wirklich minimalistischen Szenarios keine Effekte finden konnte. Vorher hatte ich vermutet, dass die von mir durchgeführten Experimente wohl trotz aller Kontrolliertheit einfach noch zu komplex seien, um Effekte wie sie in der Literatur oft berichtet werden aufdecken zu können. Zum Beispiel verwendeten andere Studien zur Kompatibilität sozialer Handlungseffekte Paradigmen, in denen Versuchsperson und Partner einfach für kurze oder lange Dauer auf einen Button drücken mussten. Solche Aufgaben sind nicht auf ein gemeinsames Ziel ausgerichtet und bestehen nicht in einer gemeinsamen Veränderung von Objekten. Dadurch könnte die Aufmerksamkeit der Person unweigerlich auf die Handlung des Partners gelenkt werden, so dass diese Handlungen stärker an Einfluss gewinnen. Momentan vermute ich, dass dieser Objekt- und Zielbezug ein entscheidender Faktor für das Auftreten oder Ausbleiben von Kompatibilitätseffekten sein könnte. Die zweite Überraschung war der hypothesenkonträre Inkompatibilitäts-Vorteil für schwierige Aufgaben, der zuerst in Experiment 7 gefunden wurde. Aber der große Vorteil an Überraschungen ist ja, dass sie Fragen aufwerfen und die weitere Forschung voran treiben. Dementsprechend hat dieser Befund dazu geführt, dass ich ein Erklärungsmodell entwickelt habe und dieses in einer Serie von Experimenten begonnen habe zu prüfen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2015). Joint spatial and temporal response-effect compatibility: Do anticipated reactions of a partner facilitate the planning and execution of hand movements? 6th Joint Action Meeting, Budapest, July 1-4
    Müller, R.
  • (2015). Temporally compatible partner reactions facilitate action initiation and produce contrast effects on movement duration. EuroAsianPacific Joint Conference on Cognitive Science, Torino, September 25-27
    Müller, R.
  • (2015). The impact of anticipated partner reactions on attentional selection. 57. Tagung experimentell arbeitender Psychologen, Hildesheim, March 8-11
    Müller, R.
  • (2016). Does the anticipation of contingent partner reactions facilitate action planning in joint tasks? Psychological Research, 80(4), 464-486
    Müller, R.
  • (2016). Incompatible partner reactions improve performance in the weaker task of a picture-word interference paradigm – But only if they can be ignored. 58. Tagung experimentell arbeitender Psychologen, Heidelberg, March 21-23
    Müller, R. & Jung, M.L.
  • (2017). Anticipated partner reactions do not affect grasp initiation in joint object manipulation. 59. Tagung experimentell arbeitender Psychologen, Dresden, March 27-29
    Müller, R.
 
 

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