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1810-1910-2010. Independencias dependientes-Bedingte Unabhängigkeiten. Kunst und nationale Identitäten in Lateinamerika
Antragsteller
Professor Dr. Henrik Karge
Fachliche Zuordnung
Kunstgeschichte
Förderung
Förderung von 2014 bis 2016
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 252524646
2010 jährten sich zum zweihundertsten Mal die ersten Unabhängigkeitserklärungen lateinamerikanischer Staaten. Sie führten bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur staatlichen Souveränität der ehemaligen spanischen und portugiesischen Vizekönigreiche und Kolonien auf dem Subkontinent. Seither entwickelten die neuen Nationen in Mittel- und Südamerika sehr eigenständige Wege in die Moderne, die in sozialer wie kultureller Hinsicht von Brüchen und Widersprüchen geprägt waren und deren spezifische Profile außerhalb der jeweiligen Länder noch immer viel zu wenig bekannt sind.Die künstlerischen Implikationen und Konsequenzen dieses Prozesses bis ins 20. Jahrhundert hinein bildeten den Gegenstand der Dresdner Tagung von 2010, die vom Fachgebiet Kunstgeschichte der TU Dresden und von der Carl Justi-Vereinigung zur Förderung der kunstwissenschaftlichen Zusammenarbeit mit Spanien, Portugal und Iberoamerika gemeinsam veranstaltet wurde. Es handelte sich um die einzige Veranstaltung von internationalem Rang, in der das Jubiläum von 1810 im Hinblick auf die bildende Kunst und Architektur Iberoamerikas und deren Wechselverhältnis zu Europa unter einer breiten kunst- und kulturhistorischen Perspektive systematisch beleuchtet worden ist.In einer Reihe von repräsentativen Fallbeispielen präsentiert der vorliegende Band eine Fülle neuer Ergebnisse auf einem Forschungsfeld, das von der internationalen Kunsthistoriografie noch kaum erschlossen worden ist. So versammeln sich hier 27 Beiträge namhafter Autorinnen und Autoren aus Mexiko, Kolumbien, Argentinien, Brasilien, Portugal, Spanien, Frankreich und Deutschland, die in ihrer Gesamtheit die Perspektive einer zukünftigen Kunstgeschichte entwerfen, in der das Verhältnis zwischen Europa und Lateinamerika nach der Kolonialzeit nicht als Randproblem, sondern als ein zentrales Themenfeld der Wissenschaft begriffen wird. Die Aufsätze sind fünf Abteilungen zugeordnet:- Das Bild Lateinamerikas in den europäischen und nordamerikanischen Kulturen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts;- Der neue Blick auf Europa und die Emanzipation der Kunstinstitutionen in Lateinamerika;- Tradition als Konstrukt – die Inszenierung nationaler Vergangenheiten;- Die Centenario-Feiern von 1910 – Inszenierung der Unabhängigkeit Amerikas;- Die Rolle der modernen Kunst und Architektur in der Etablierung nationaler Identitätsmuster.Vor dem Hintergrund der Konstruktion und Etablierung nationaler Identitäten spielten bildende Kunst und Architektur eine besondere Rolle in der Invention autochthoner Traditionen, für deren Inszenierung jedoch strukturell wie auch inhaltlich europäische Vorbilder herangezogen wurden. Eine der besonderen Qualitäten der lateinamerikanischen Kunst des 19. und frühen 20. Jahrhunderts liegt wesentlich im Facettenreichtum der Auseinandersetzung mit den Traditionen und Neuerungen der europäischen Kunst begründet, die wiederum in singulärer Intensität zur Begründung einer eigenständigen Kunst des amerikanischen Kontinents genutzt wurde.
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen