Modeling and reconstruction of interaction and distribution systems from the Early Iron Age in Southwest- and West Germany and Alsace
Final Report Abstract
Interaktion ist ein grundlegender Prozess in und zwischen Gemeinschaften und stellt einen soziale, kulturelle, geographische, ökonomische und politische Sphären betreffenden elementaren Bestandteil des täglichen Lebens dar. Der Interaktionsbegriff spielt seine Stärken gerade durch seinen Abstraktionsgrad aus, der uns ermöglichst substantielle Analysen durchzuführen ohne uns auf Annahmen bezüglich ökonomischer oder gesellschaftlicher Zusammenhänge festlegen zu müssen. In diesem Projekt wurden die räumlichen Interaktionssysteme in Südwestdeutschland und dem Elsass während der älteren Eisenzeit untersucht. Hierbei wurde zunächst das Verkehrssystem als Grundlage der Interaktion untersucht, denn die Interaktion räumlich getrennter Partner ist in der Vorgeschichte unweigerlich mit Verkehr verbunden. Anhang archäologischer Fundstellen wurde unter Anwendung der RePath Methode, die auf der Dichtegratberechnung beruht, ein empirisches Wegemodell berechnet. Least Cost Path Analysen, die mit unterschiedlichen Parametern gerechnet wurden lieferten im Vergleich mit dem empirischen Wegemodell Hinweise auf bevorzugte Parameter der Wegeführung. Die Lage der Siedlungen scheint den Wegeverlauf kaum beeinflusst zu haben. Der reliefbedingte Aufwand wird in sogenannten Kostenkurven dargestellt, in denen die "Kosten" eine Wegeeinheit zurückzulegen in Abhängigkeit von der Steigung dieser Wegeeinheit dargestellt wird. Überraschend ergab sich, dass Kostenkurven für das Fahren eines Wagens in manchen Regionen gegenüber Kostenkurven für das Laufen bevorzugt wurden. Das erstaunt, da für die ältere Eisenzeit der Wagen, wenngleich im rituellen Kontext präsent, allgemein keineswegs als wichtiges Verkehrsmittel eingeschätzt wird. Dieses Ergebnis muss jedoch nicht zwangsläufig auf die Nutzung eines Wagens hinweisen. Entsprechende Wegeführungen, die steile Strecken meiden können auch für den Warentransport mit Saumtieren oder zu Fuß bevorzugt werden. Kulturelle Distanzen, die anhand archäologischer Funde berechnet werden können, dienen als inverse Interaktionsproxys, die im Bezug zu einer räumlichen Distanz in Distanzdiagramme dargestellt werden. Diese Kurven wurden unter anderem quer und längs zu den als Verkehrsachsen fungierenden Flusssystemen des Rheins und der Donau erstellt und liefern zahlreiche Informationen zu Interaktionshemmnissen und bevorzugten Interaktionspunkten. Das Distanzdiagramme längs der Donau weist im Gegensatz zum jenem vom Rhein separate Verläufe für die beiden Flussseiten auf. Das weist darauf hin, dass die Donau als Grenze zwischen zwei unterschiedlich organisierten Interaktionssystemen fungierte. Die Ergebnisse wurden in Form eines Interaktionsmodells synthetisiert in dem die Kenntnisse zum Verkehrssystem und zum Interaktionssystem zusammengeführt wurden. Beiden Systeme korrelieren miteinander. Entlang des Rheins haben die Analysen unterschiedliche Interaktionsknoten durch die Analyse der kulturellen Distanzen und des Verkehrssystems aufzeigen können, die als Fundstellen nicht bekannt sind und die im Bereich des sich vielfach verlagernden Rheinbettes vermutlich nicht mehr erhalten sind. Diesen Orten könnte eine Rolle als Verbindung zwischen unterschiedlichen Verkehrssystemen und als Stapelplatz zukommen, wie es etwa bei den wikingerzeitlichen Landeplätzen der Fall sein dürfte. Diese Interaktionsknoten korrelieren aber nicht mit den Fürstensitzen, die ihrerseits die Verkehrsachsen kontrollieren, aber nicht dedizierte Verkehrsknoten darstellen, wie es im Fall der anderen Punkte der Fall ist. Damit hat sich das Interaktionssystem der Eisenzeit als vielschichtiger und komplexer erwiesen, als zuvor vermutet.
Publications
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(See online at https://doi.org/10.25162/bgl-2021-0006)