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Produktive Imitationen. Wissensformen und Techniken mimetischer Ökonomien

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Theater- und Medienwissenschaften
Förderung Förderung von 2013 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 213948042
 
Nachdem in der ersten Projektphase die Frage nach ökonomischer Imitation anhand von Marken und Brands den Einstieg in die Forschung darstellte, wird in der zweiten Phase der Fokus auf Techniken gerichtet, die mimetischen Ökonomien zugrunde liegen. In der zweiten Hälfte des 20. Jh. kommen technische Möglichkeiten auf, die die Unterscheidbarkeit von Vorbild und Abbild verunsichern. In diesem Zusammenhang fragt das TP, welche technischen Konfigurationen Vervielfältigungsprozesse überhaupt erst ermöglichen, welche ästhetischen und ökonomischen Praktiken sich daraus ergeben und welche epistemischen Einsätze hierbei geltend gemacht werden können. Zu klären ist, wo durch technische Operationen mimetische Potenziale freigesetzt werden, die ökonomisch produktiv sind. Dies soll anhand dreier Fallstudien geschehen.Die Antragstellerin wird ihre Untersuchung produktiver Potenziale der Xeroxtechnik auf die Gebrauchsweisen von Xerox in neuen sozialen Bewegungen ausweiten. Die Emergenz einer neuen kommunikativen Ästhetik seit den 1980er Jahren ist, so die Hypothese, vor dem Hintergrund der Umbrüche in der Vervielfältigungstechnik und der Verbindung von Xerox und Computer nur scheinbar paradox. Es ist zu untersuchen, inwieweit der Rückgriff auf analoge Gestaltungstechniken letztlich eine Auseinandersetzung mit den digitalen Umbrüchen darstellt. Dabei geht es auch um die zentrale Frage des gesamten TP, inwieweit der Mimesisbegriff für eine neue Wirtschaftsgeschichte produktiv sein kann und ob dabei die These der Wertschöpfung durch libidinös besetzte Nachahmung hilfreich sein könnte. Gleb J. Albert wird sich mit den Techniken und Praktiken der digitalen Kopie in der Frühzeit des Heimcomputers und den Verflechtungen zwischen Softwarepiraten und weiteren Akteuren im Computerbereich beschäftigen. Erstens geht es um die Wechselwirkungen zwischen Subkultur und Industrie beim Entstehen eines Marktes für Kopierprogramme, und zweitens um die subkulturellen Praktiken des Herauslösens und Replizierens von einzelnen Elementen kommerzieller Softwareprodukte, die in einer Frühform des Remix resultierten. In beiden Fällen werden durch Praktiken des Kopierens ökonomische und kreative Dynamiken in Gang gesetzt. Wendelin Brühwiler wird den epistemischen Status von Modellen untersuchen: zum einen anhand des französischen Markenregisters, wo Objekte zunächst modell- bzw. musterhaft für idiosynkratische Gegenstände einstehen, sich aber allmählich die Entstehung abstrakter Zeichenmodelle abzeichnet; zum anderen in den Wirtschaftswissenschaften der 1970er Jahre. In einer medientheoretisch informierten Wissensgeschichte geht es darum, im Umfeld der "Lucas-Kritik" (1976) die Modalitäten der Geltungs- und Wirkungsbestimmung ökonomischer Modelle zu analysieren und ihre zeitkritischen Implikationen zu veranschlagen. Ausgangspunkt sind Überlegungen zur Performativität ökonomischen Wissens, wonach in ökonomischen Modellen Wirklichkeiten gleichermaßen abgebildet und vorgebildet werden.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
Internationaler Bezug Schweiz
 
 

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