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Das Herakles-Heiligtum von Kleonai. Architektur und Kult im Kontext (= Kleonai I)

Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung Förderung von 2013 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 248064654
 
Die Reste des Herakles-Tempels liegen ca. 400 m südwestlich der antiken Stadt. Ihr Erhaltungszustand ist gut, die Bauglieder liegen teilweise noch In situ und sind mehrfach erhalten, so dass eine zuverlässige Rekonstruktion möglich ist. Der tetrastyle Prostyles misst 9,25 m x 15,25 m (Stylobat) und besitzt eine zweistufige Krepis. Auffällig ist, dass ein großer Block in dem Stufenunterbau, der ,Basisstein', das Betreten der Vorhalle durch das Mittelinterkolumnium unmöglich machte. Eine weitere Besonderheit ist ferner, dass der Tempel neben einer normal breiten Metope auch ein reduziertes Metopenmaß besaß. Weil die genaue Lage der schmaleren Metopen bekannt ist, ergibt sich daraus für die Rekonstruktion eine stark erweiterte mittlere Säulenstellung. Säulenhöhe und die Giebelneigung ergeben eine Firsthöhe von 10,43 m. Auch die Ausstattung des Tempels ist rekonstruierbar. Im hinteren Bereich der Cella befinden sich die Reste der Kultbildbasis und der Kultbildtorso eines sitzenden und leicht nach vorne gebeugten Herakles. Vor dem Kultbild befanden sich eine Kultbildschranke und ein Kulttisch. Dem Tempel liegt in nur 6 m Entfernung ein weiteres Gebäude gegenüber, der sog. ,Altarhof', von dem nur Teile der Fundamente erhalten sind. Es besaß eine zweiflügelige Tür, die von einem ionischen Vordach auf zwei Säulen überdacht wurde. Einen Altar gab es auf dem Vorplatz zwischen 'Altarhof' und Tempel nicht, vielmehr wird der Basisstein In der Krepis den Altar aufgenommen haben. Die sehr ungewöhnliche Anlage des Heiligtums und die ungewöhnlich weite mittlere Säulenstellung des Tempels wurden notwendig, weil der Abstand zwischen dem ,Altarhof‘ und dem Tempel offenbar möglichst gering gehalten werden sollte, die Kultteilnehmer aber dennoch das Kultbild im Inneren des Tempels sehen sollten. Eine Erklärung für den engen Zusammenhang zwischen ,Altarhof‘ und Tempel liefern Pausanias und Diodor [Paus 2, 15,1; Diod. 4, 33, 3.], die berichten, der Tempel des Herakles habe dort gelegen, wo Herakles Eurytos und Kteatos ermordet habe. Das Gebäude gegenüber dem Tempel wird als Heroon gedient haben. Der Herakles-Tempel kann in die erste Hälfte des 2. Jhs. v. Chr. datiert werden. Die Neugründung dieses besonderen Herakles-Kultes - Herakles war mit Kleonai mehrfach verbunden - wird erst als politisches Denkmal der mythischen Bedeutung Kleonais in der Auseinandersetzung mit Argos verständlich. Der Tempel ist zugleich ein Zeugnis der Architektur des,Dritten Griechenlands', der Majorität griechischer Kleinstädte „Jenseits von Athen und Sparta" (Gehrke) und der in Ihnen errichteten Architektur, die sich von derjenigen in den Zentren Griechenlands durchaus unterscheidet. Die Kenntnis dieser Architekturformen hilft als Korrektiv zu einem wirklichkeitsnäheren Bild antiker griechischer Architektursprache zu gelangen. Aus diesem Grunde wird der Befund vor dem Hintergrund der hellenistischen Architekturgeschichte diskutiert.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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