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Sprechen - Schreiben - Visualisieren. Formen, Funktionen und Störungen von Modalitätsinterdependenzen und Konzeptgenesen in professionellen Interaktionssituationen

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Softwaretechnik und Programmiersprachen
Förderung Förderung von 2014 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 247314954
 
Professionelle Interaktionsereignisse (z.B. Teambesprechung) zeichnen sich oft durch Modalitätsinterdependenzen (MID) aus, d.h. das Zusammenwirken von Modalitäten wie Sprechen, Schreiben, Visualisieren. MID wurden erst in Teilen untersucht. Was fehlt, sind Ansätze, Methoden und Tools für die systematische Beschreibung und Analyse ihrer Formen, Funktionen und Störungen. Das Vorhaben untersucht MID in professionellen situationsübergreifenden Interaktionen, die kooperative Konzeptgenesen aufweisen (Prozess der sukzessiven interaktiven Entwicklung mentaler Konzepte zu Weltausschnitten und ihrer Darstellung). Projektziel ist die Entwicklung eines Forschungsansatzes für MID. Das Vorhaben umfasst drei Teilziele: 1.(Musterbezogene) Beschreibung von Formen, Funktionen und Störungen von MID (generisch/als Teil von Konzeptgenesen),2.Entwicklung einer geeigneten Erhebungs- und Analysemethodik für (1),3.Entwicklung eines unterstützenden Annotationstools für heterogene Datenbestände (Mehrebenenannotation von Text, Bild, Video). Das Vorhaben nutzt Vorleistungen des BMBF-Projekts IMIP (2008-2011), in dem sprachliche Verfahren der industriellen Prozessmodellierung anhand eines industriellen Fallbeispiels untersucht wurden. Das Fallbeispiel umfasst zeitlich und räumlich versetzte Interaktionssituationen, in denen die Teilnehmer verschiedene kommunikative Ressourcen nutzen. Der Gesamtdatensatz umfasst Primär- (537 Minuten Videoaufzeichnung, 87 Dokumentscans) und Sekundärdaten (270 Transkriptseiten). Die Daten deuten auf ein hohes Auftreten von MID, die in IMIP nicht analysiert wurden. Das Forschungsprogramm nutzt gesprächsanalytische Ansätze, die phänomenbezogen erweitert werden (z.B. textlinguistisch). Die Entwicklung von Annotationsschema und -tool verbindet korpus- und computerlinguistische Ansätze. Die Entwicklung von Beschreibungsansätzen und Methoden erfolgt zunächst manuell-datenbasiert, dann zunehmend toolgestützt. Für die manuelle Analyse wird aus dem IMIP-Gesamtdatensatz ein Trainingskorpus gebildet. Aus den Analyseergebnissen werden Toolanforderungen abgeleitet. Die Toolentwicklung basiert auf EXMARaLDA und erweitert dieses (u.a. Bildannotationsfunktion). Das Tool unterstützt sukzessiv die semi-automatische Datenanalyse. Es werden Funktionalitäten geschaffen, die es erlauben, annotierte Stellen datenformatübergreifend in Bezug zu setzen und den Bezug visuell darzustellen. Die entwickelten Ansätze und Methoden werden toolgestützt anhand eines Validierungskorpus überprüft. In forschungsbegleitenden Workshops werden zentrale Ergebnisse mit externen Partnern anhand von Datenbeispielen diskutiert.Das Projekt ist innovativ. Es bietet erstmals einen Ansatz für die systematische Beschreibung und Analyse von MID in professionellen Interaktionsereignissen. Weitere Erträge bilden: ein Goldstandard für heterogene Datensätze, Zugang zu seltenen Korpora (Industriedaten), die funktionale Erweiterung von EXMARaLDA und (Open Access-) Bereitstellung.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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